Interview: Lou Gramm Foreigner-Songs kann ich im Schlaf singen

Mönchengladbach · Am 28. November spielt Lou Gramm im Königspalast in Krefeld. Die Gladbacherin Silke Müller hat das organisiert. Im Interview spricht der Sänger über seine ehemalige Band Foreigner, seine Zeit als Schlagzeuger und über seine allererste Band.

 Lou Gramm singt in Krefeld vielleicht auch ein Beatles-Cover.

Lou Gramm singt in Krefeld vielleicht auch ein Beatles-Cover.

Foto: KN

In der Ankündigung für Ihr Konzert in Krefeld steht: "Lou Gramm - die Stimme von Foreigner". Ständig geht es um ihre Rolle in der berühmten Band, in der sie gar nicht mehr singen. Nervt das nicht?

Gramm Das ist schon in Ordnung. So ist das eben.

Songs wie "Cold As Ice" kennen die Leute bis heute. Auch Jüngere, selbst wenn ihnen Foreigner oder Lou Gramm keine Begriffe sind. Wie fühlt sich das an?

Gramm Es ist verrückt, aber wunderbar. Wenn ich heute Konzerte spiele, sehe ich ich vor der Bühne nicht nur alte Leute sondern auch viele junge. Es ist toll, dass wir diese Altersgrenzen gesprengt haben.

Hätten Sie vor 30 Jahren gedacht, dass diese Songs die Zeit überleben werden?

Gramm Natürlich hofften wir das, aber als wir diese Songs schrieben, hatten wir natürlich keine Vorstellung davon, wie groß sie einmal werden.

Anfangs waren Sie ja gar kein Sänger. Sie haben als Schlagzeuger angefangen.

Gramm Ich habe immer noch ein Schlagzeug im Keller und manchmal gehe ich runter und spiele für 20 Minuten.

Im Keller? Was sagen die Nachbarn dazu?

Gramm Denen ist es egal. Ich habe die Wände mit dicken Matten abgedichtet. Die bekommen das gar nicht mit.

Spielen Sie denn auch in einer Band Schlagzeug oder nur allein?

Gramm Ich spiele immer noch sehr gerne, aber ich bin mittlerweile nicht mehr besonders gut. Um in einer Band zu spielen, reicht es nicht. Die Beats habe ich noch drauf, aber für ein ganzes Konzert würde es nicht reichen. Man unterschätzt gerne, wie anstrengend das ist. Ich würde wahrscheinlich mitten im Konzert schlapp machen.

Schlagzeuger stehen nicht so im Mittelpunkt. Haben Sie mal bereut, nicht Schlagzeuger geworden zu sein? Als Sänger stehen Sie immerzu im Rampenlicht.

Gramm Das stimmt, aber sagen sie das mal einem Schlagzeuger. Die Drummer in den guten Rockbands sind klatschnass sobald sie auf dieBühne kommen. Sie sind ständig in Bewegung. Das ist genau so anstrengend.

Erinnern Sie sich noch an Ihren allerersten Auftritt?

Gramm Natürlich. Ich war 15 und wir spielten in der Stadthalle mit zwei anderen Bands. Die Akustik war schlecht und der Schlagzeugsound kam von den Wänden zurück. Wir durften vier Songs spielen und dann war die nächste Bands dran. Während des Auftritts kam es mir vor, als spielten wir die Songs in einer halben Minute durch. Wir waren so aufgeregt und darum viel zu schnell. Der zweite Auftritt war dann besser.

Was haben Sie damals gespielt?

Gramm Wir haben die Beatles nachgespielt, das war meine Lieblingsband. Beim ersten Konzert hatten wir noch keine eigenen Songs. So weit waren wir noch nicht.

Wie hieß die Band?

Gramm Sie hieß PHFFT.

Was heißt denn das?

Gramm Es sollte klingen wie das Geräusch, dass man macht, wenn verschwindet oder sich aus dem Staub macht: Phfft.

Gibt es irgendwas, dass sich nie verändert hat, seit ihrem ersten Konzert? Mittlerweile haben Sie tausende Konzerte gespielt.

Gramm In den letzten Minuten vor Konzertbeginn bin ich immer noch sehr aufgeregt. Auf der Bühne fühle ich mich dann zu Hause, egal wo ich bin. Mit Foreigner haben wir mal bei "Rock am Ring" am Nürburgring gespielt. Da standen 40 000 Menschen vor der Bühne. Wenn du die Nervosität dann nicht unter Kontrolle bekommst, bekommst du auf der Bühne keinen Ton raus.

Wie bekommen Sie die Nervosität denn in den Griff?

Gramm Ich achte auf meine Atmung und denke an meine Frau und meine Kinder. Das hilft. Die ersten 30 Sekunden auf der Bühne sind entscheidend, wenn ich die überstanden habe, ist alles gut.

Spielen Ihre Kinder auch Instrumente?

Gramm Nein, sie interessieren sich eher für Sport. Mein Sohn spielt Football in der High School und meine Tochter ist im Volleyball-Team.

Machen Sie auch Sport?

Gramm Ich habe einen Personal Trainer, der mich vier Mal pro Woche richtig rund macht. Wir spielen nicht so viele Konzerte, wie ich es mir manchmal wünschen würde, Sport ist darum gut für mich, um fit zu bleiben.

Worauf dürfen sich die Fans bei Ihrem Konzert in Krefeld freuen? Spielen Sie nur alte Songs, nur neue Songs oder alte und neue Songs?

Gramm Wir haben genau eine Stunde auf der Bühne und werden auf jeden Fall die großen Hits von Foreigner spielen, die Solo-Hits wie "Midnight Blue" und vielleicht auch ein altes Beatles-Cover: "You can't do that".

Müssen Sie die alten Songs eigentlich noch proben? Oder kann man Sie mitten in der Nacht wecken, und Sie singen "I want to know what love is"?

Gramm Sie müssten mich nicht mal wecken, die kann ich auch im Schlaf singen. Vor den Konzerten machen wir Soundchecks, da spielen wir die alten Songs manchmal durch.

Sie sind 64. Haben Sie mal daran gedacht in Rente zu gehen?

Gramm Darüber denke ich ständig nach. Vermutlich werde ich in den nächsten drei bis vier Jahren aufhören, mich auf die Bühne zu stellen und stattdessen nur noch Musik produzieren.

Warum nicht einfach zu Hause bleiben? Das Leben genießen.

Gramm Und dann? Langsam wegrosten? Auf gar keinen Fall.

KLAS LIBUDA FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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