Mönchengladbach Fusions-Theater ist Spar-Vorbild in NRW

Mönchengladbach · Der Steuerzahler-Bund hat für 22 Großstädte die Subventionen für Theaterkarten verglichen. Das Gemeinschaftstheater liegt zwar über dem Landesschnitt, aber die Kosten sinken - seit 2009/10 um gut zwei Millionen Euro.

 Das Gemeinschaftstheater - hier eine Szene aus "My Fair Lady" - bekam Lob: Hier werde vorbildlich ökonomisch gearbeitet, so der Steuerzahler-Bund.

Das Gemeinschaftstheater - hier eine Szene aus "My Fair Lady" - bekam Lob: Hier werde vorbildlich ökonomisch gearbeitet, so der Steuerzahler-Bund.

Foto: Stutte

Für jede verkaufte Theaterkarte in der Spielzeit 2011/12 haben Krefeld und Gladbach 113 Euro draufgelegt. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Statistik des Bundes der Steuerzahler NRW (BdSt NRW) hervor. Die Theatersubventionen in 22 NRW-Großstädten von Aachen bis Wuppertal haben die Statistiker verglichen: Knapp 390 Millionen Euro sind demnach in die Schauspiel- und Opernhäuser geflossen.

Das ist eine stolze Summe, die schwer wiegt, wenn die Kämmerer Kassensturz machen. Der BdSt rät allerdings nicht, Theater zu schließen oder mit drastischen Kürzungen die Existenz zu gefährden. Er ist vielmehr der Meinung, dass die Theaterehe zwischen Krefeld und Mönchengladbach "Vorbild für alle anderen Großstädte des Landes ist", weil sie Kosten senkt.

Das Gemeinschaftstheater hat in der untersuchten Spielzeit 2011/12 eine Zuweisung von rund 25,3 Millionen Euro erhalten, jeweils etwa zur Hälfte von den beiden Kommunen getragen. Das waren rund 2,1 Millionen Euro weniger als in der Saison 2009/10, wo jede Karte noch mit 144 Euro subventioniert war. Die Zuschauerzahlen sind im gleichen Zeitraum um 32 000 gestiegen auf 223 542. Das Theater gehört zu den sehr gut ausgelasteten Spielstätten mit weit über 70 Prozent. Zum Vergleich: Das benachbarte Düsseldorf wurde mit knapp 60 Millionen Euro bezuschusst, hatte 383 479 Besucher, deren Tickets jeweils mit 162 Euro im Stadthaushalt zu Buche schlugen. Damit ist die Landeshauptstadt auf Rang eins vor Dortmund (154 Euro pro Ticket) und Köln (144). Tendenz in allen drei Städten steigend. Der durchschnittliche Zuschuss einer Kommune für ihr Theater liegt bei 18,5 Millionen Euro laut Deutschem Bühnenverein im Statistischen Jahrbuch von 2013. Doch das Mittel ist keine belastbare Größe. Denn hier werden die Vier-Sparten Theater wie Krefeld/Mönchengladbach (mit Schauspiel, Ballett, Musiktheater und Sinfonieorchester) in einen Topf geworfen mit kleinen Spielbetrieben wie Moers (125 Euro Subvention pro Karte) und Landestheatern wie Neuss (68 Euro). Je mehr Spielstätten ein Theater hat, desto teurer wird es. Das hiesige Theater arbeitet mit den beiden großen Häusern und den Studiobühnen (in Mönchengladbach im Theaterhaus und in Krefeld in der Fabrik Heeder) ökonomisch. Düsseldorf unterhält sieben Spielstätten, Dortmund acht und Köln sogar zwölf.

Die Finanzierungsbeträge fürs Gemeinschaftstheater liegen derzeit bei insgesamt 25 290 559 Euro (getragen von den Gesellschaftern Krefeld und Gladbach zuzüglich der Landesmittel). "Wir haben in der Saison 2013/14 bei einer Gesamtauslastung beider Häuser von 77,8 Prozent 233 215 Besucher erreicht", sagt Intendant Michael Grosse. "Teilt man den Finanzierungsbetrag durch die Besucherzahl, kommt man zum rechnerischen Finanzierungsbetrag pro Besucher auf 108,44 Euro. Die reinen Erlöse aus dem Kartenumsatz betragen bei uns rund drei Millionen Euro."

Für Abonnenten, Schüler und andere Gruppen sind Rabatte deutschlandweit üblich. "Sie sind wichtig für die Kundenbindung", sagt Grosse. Für das Sommersemester 2014 hatte das Theater ein Asta-Ticket aufgelegt. Studenten der Hochschule Niederrhein konnten dank der Kooperation mit dem Theater gratis nicht ausverkaufte Vorstellungen besuchen. Mehr als 600 Interessenten gab es. Deshalb soll das Projekt fortgesetzt werden. "Diese Dinge kann sich das Theater deshalb leisten, weil es sich dies leisten muss: Dafür werden wir - im Sinne eines breitgefächerten und barrierefreien Kulturauftrages für Menschen vom dritten Lebensjahr bis in die 90er - als kultureller Grundversorger und Vernetzungspartner im städtischen Alltagsleben von Krefeld und Mönchengladbach finanziert", sagt Grosse. Ein Problem habe er mit dem Begriff "Subvention": "Bei Schulen würde auch niemand von Subvention sprechen. Es sind Zuschüsse der öffentlichen Hand, für die es eine politische und damit demokratisch fundierte Mehrheit gibt."

(RP)
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