Mönchengladbach Grabpflege ist eine Herzensangelegenheit

Mönchengladbach · Traditionell werden zu Allerheiligen die Gräber für den Winter in Ordnung gebracht und mit Grablichtern und Gestecken geschmückt. Ein Besuch auf dem Friedhof am Wasserturm bei schönstem Spätherbstwetter.

 Auf dem Friedhof am Wasserturm herrschte gestern rege Betriebsamkeit.

Auf dem Friedhof am Wasserturm herrschte gestern rege Betriebsamkeit.

Foto: Isabella Raupold

Schöner kann der Oktober nicht zu Ende gehen. Über Mönchengladbach wölbt sich ein strahlend blauer Himmel und die Herbstsonne lässt alle Farben leuchten. Auf dem Friedhof am Wasserturm sind viele Gräber bereits mit neuen Gestecken geschmückt, die Grablichter aufgestellt, das Laub ist weggeharkt. Dort ist für den traditionellen Friedhofsbesuch zu Allerheiligen alles vorbereitet. An anderen Stellen wird noch mit Liebe und Sorgfalt gearbeitet.

 Es wird etwas bunter gepflanzt als noch vor Jahren, sagen Floristen.

Es wird etwas bunter gepflanzt als noch vor Jahren, sagen Floristen.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Heidi Koßin befreit ein Grab vom Herbstlaub. Ein Herbstgesteck steht bereit, das bald an Ort und Stelle gerückt wird. "Ich komme jede Woche hierher, um das Grab meiner Tochter zu pflegen", sagt die 69-Jährige. "Dass bald Allerheiligen ist, spielt da keine Rolle." Einen Ort zum Trauern zu haben, ist ihr wichtig. "Manchmal weine ich nur, aber andererseits ist es hier auf diesem Friedhof auch sehr schön, besonders im Sommer", erklärt sie. Man kennt sich, grüßt sich, kann unter alten Bäumen zur Ruhe kommen.

Auch Hannelore Hunz ist sehr oft auf dem Friedhof. "Eigentlich jeden Tag", erzählt sie, während sie ebenfalls den Kampf mit dem Herbstlaub aufnimmt. "Das ist mir eine Herzensangelegenheit." Es ist das Grab ihres seit zehn Jahren verstorbenen Mannes, das sie herrichtet. "Meine Enkeltochter hilft mir manchmal, das ist schön", sagt sie. Mit Allerheiligen hat auch bei ihr die Grabpflege nichts zu tun. "Ich bin evangelisch", stellt sie fest. "Deshalb kommt es mir auf dieses Datum nicht so an."

Ein paar Quergänge weiter in der Nähe der alten Backsteinmauer zünden Anni und Ferdi Stappen ein Grablicht an. "Wenn wir in die Stadt gehen, kommen wir meist hier vorbei und zünden das Lämpchen an", sagen sie. "Dieser Ort ist uns wichtig, hier liegt eine Freundin begraben." Auch die Friedhofsgärtner sind nicht untätig: Überall wird das Laub zusammengefegt, das der Sturm der letzten Tage von den Bäumen geweht hat. Mit Harken und in Handarbeit oder mit Laubsaugern wird Ordnung geschaffen.

Im Blumenladen auf dem Friedhof herrscht Hochbetrieb. Hier merkt man deutlich, dass Allerheiligen vor der Tür steht. Auf Rollwagen stehen violette Erika-Pflanzen bereit. "Zu Allerheiligen kommen die Besucher, die weiter weg wohnen", weiß Floristin Ulrike Spicker. "Die regelmäßigen Besucher meiden den Friedhof dann eher, weil es voll wird." Die familiäre Atmosphäre, die sonst vorherrsche, werde dann ein wenig verdrängt.

Der Schmuck der Gräber hat sich in den vergangenen Jahren nur wenig geändert. "Es wird ein bisschen bunter gepflanzt", sagt die Floristin. "Manchmal werden auch Symbole wie Herzen verwendet, aber im Allgemeinen verlangen die Kunden die traditionellen Gestecke und zum Pflanzen Erika."

(arie)
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