Mönchengladbach Ist das Kunst, oder muss das weg?

Mönchengladbach · An Graffiti scheiden sich die Geister. Aber Spraybild ist auch nicht gleich Spraybild. In der Stadt gibt es ärgerliche Schmierereien und echte Kunstwerke. In manchen Kommunen werden für Graffiti-Könner sogar Flächen freigegeben.

 In der Niederrheinkaserne findet man dieses kunstvolle Graffito

In der Niederrheinkaserne findet man dieses kunstvolle Graffito

Foto: angr

"Graffiti können Städte auch bereichern." Diesen Satz hörte unsere Redaktion gestern nach der Berichterstattung über die Farbschmierereien oft. Und ja, der Satz stimmt. Auch in Mönchengladbach findet man kunstvolle Graffiti, die aber auch so gar nichts mit den hingekritzelten "Tags" (Sprayer-Kürzel) zu tun haben.

 Wo Wände beschmiert werden, wird auch gerne Müll abgeladen.

Wo Wände beschmiert werden, wird auch gerne Müll abgeladen.

Foto: Gabi Peters gap

Um hässlichen Verunzierungen vorzubeugen, werden in manchen Kommunen öffentliche Flächen extra für Graffiti-Künstler freigegeben. Der Hintergedanke dabei: Lieber schön gestaltete Spraybilder als verunstaltende Kritzeleien. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Die Unterführung an der Ellerstraße in Düsseldorf galt beispielsweise lange als düsterer Angsttunnel. Dann nahmen Mitglieder der "Freiraum-Bewegung" Sprühdosen in die Hand und verwandelten den Tunnel in eine öffentliche Galerie - mit Erfolg.

Privatleute aus Schelsen, die sich über beschmierte Fassaden ärgerten, haben eine andere Lösung für sich gefunden. Wolfram Schubert entdeckte vor zirka drei Jahren an der Mauer seines alten Ziegelhauses ein "extrem hässliches Graffito", über das er sich maßlos ärgerte. "Die Anzeige gegen Unbekannt brachte natürlich nichts, und die Beseitigung kostete eine Stange Geld", berichtet er.

 An der Ellerstraße in Düsseldorf verwandelten Mitglieder der "Freiraum-Bewegung" mit Spraydosen eine Unterführung in eine öffentliche Galerie.

An der Ellerstraße in Düsseldorf verwandelten Mitglieder der "Freiraum-Bewegung" mit Spraydosen eine Unterführung in eine öffentliche Galerie.

Foto: A. Peters
 Ein Bekenntnis, das nicht schön aussieht. Gesehen in Rheydt.

Ein Bekenntnis, das nicht schön aussieht. Gesehen in Rheydt.

Foto: G. Peters

Da zu dieser Zeit Schelsen geradezu heimgesucht wurde von miteinander wetteifernden Tag-Sprayern, versuchte Schubert, alle Betroffenen für eine Aktion "Graffiti raus aus Schelsen" zu gewinnen, um bei der Firma, die an seinem Haus die Schmiererei so gekonnt beseitigt hatte, einen Mengenrabatt zu erhalten. "Die Resonanz darauf war sehr positiv, und ich konnte die meisten derjenigen, die besonders auffällige Graffiti hatten, überzeugen mitzumachen", erzählt Wolfram Schubert. "Ergebnis war, dass sich das Erscheinungsbild von Schelsen - aus Sicht eines Graffitigegners - sehr verbessert hat und die Kosten für die Beseitigung im Rahmen blieben. Die Reinigungsfirma hat in dem Zug netterweise noch kostenlos eine extrem auffällige Schmiererei an exponierter Stelle von einer Mauer entfernt, deren Eigentümer sich nicht beteiligt hatte."

(RP)
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