Mönchengladbach Lkw-Verbot: Stadt stellt Kontrolleure ein

Mönchengladbach · Mehr als 1000 Anzeigen gegen Lkw-Fahrer liegen der Stadt vor. Sie alle haben das Durchfahrtverbot auf Straßen missachtet und müssen mit empfindlichen Strafen rechnen. Um den Druck zu erhöhen, wurden zwei Stellen geschaffen.

Mönchengladbach: Lkw-Verbot: Stadt stellt Kontrolleure ein
Foto: Reichartz,Hans-Peter

Gestern Mittag gegen 13 Uhr auf einem Teilstück der Aachener Straße: Innerhalb weniger Minuten quälen sich drei große Lkw über die verengte Fahrbahn der Aachener Straße im unmittelbaren Umfeld der Holter Kirche. Die Kennzeichen lassen auf deutsche Unternehmen schließen: Wesel, Ludwigshafen, Wuppertal. Nun ist es nicht schlimm, wenn Lkw durch die Stadt fahren — vorausgesetzt, die Straßen sind für den Lkw-Verkehr freigegeben.

Für dieses Teilstück der Aachener Straße gilt das nicht, und das ist durch Schilder gekennzeichnet. Das wird für die Lkw-Fahrer teuer: Denn inzwischen greifen Polizei und Stadt rigoros durch. Rund 1000 Anzeigen gegen Fahrer, die das Verbot missachteten, liegen laut Information des städtischen Pressesprechers Wolfgang Speen alleine für dieses Straßen-Teilstück vor. Die Stadt hat außerdem kurzfristig zwei neue Stellen eingerichtet, deren Mitarbeiter sich nur um Lkw-Fahrverbote kümmern und zügig Bußgeldverfahren in die Wege leiten.

Und das kann für die Lkw-Fahrer und ihre Firmen zu einem bitteren Erwachen führen: Wer das Lkw-Durchfahrtverbot missachtet, zahlt 75 Euro Bußgeld, dazu noch 28,50 Euro Verwaltungsgebühr. Außerdem gibt es einen Punkt in der Verkehrssünderkartei. Die beiden zusätzlich eingerichteten Arbeitsstellen könnten sich damit schnell amortisieren: Denn Bußgelder aus der Verkehrsüberwachung fließen immer an die Stadt.

Auch die Anwohner des Teilstücks der Aachener Straße schauen jetzt ein bisschen hoffnungsvoller in die Zukunft. Weil sie den immensen Lkw-Verkehr auf dieser Route leid waren, hatten sie selbst tägliche Zählungen gemacht und mit eigens erarbeiteten Vordrucken die jeweiligen Fahrer angezeigt. Das hatte auch für sie persönlich Konsequenzen: Sie wurden angefeindet, einer der Anwohner hatte eines Tages sogar eine SMS mit wüsten Beschimpfungen auf seinem Smartphone. Von derartigen Einschüchterungsversuchen lässt sich Anwohner Thomas Klein nicht abhalten: "Die Stadt hat die Straße verkehrsberuhigt, die Fahrbahnen verengt, Mittelinseln und Parkplätze gebaut. Das mussten die Anwohner mitbezahlen." Er selbst hat erst vor kurzem von der Stadt eine Abrechnung über 1150 Euro für den Straßenausbau bekommen. Klein: "Bereits jetzt sind hier wieder Spurrillen zu erkennen. Wenn wir das bezahlen, erwarten wir auch positive Veränderungen."

Offenbar hat diese Argumentation inzwischen die Stadt überzeugt. Noch Mitte Februar hatte Ordnungsamts-Leiter Reinhold Gerhards dem Bezirksvorsteher West, Arno Oellers (CDU), mitgeteilt, dass die Stadt wegen personeller Engpässe kaum in der Lage sei, die Verstöße entsprechend zu ahnden. Denn der Aufwand sei extrem hoch, weil es sehr schwierig sei, über die Fahrzeughalter — in der Regel Firmen — die tatsächlichen Fahrer zu ermitteln. Um den Druck auf die Lkw-Führer zu erhöhen, wurden jetzt die beiden zusätzlichen Stellen in der Verwaltung eingerichtet.

Ob Speditionsunternehmen und Lkw-Fahrer sich dadurch beeindrucken lassen, ist nicht sicher. Mittelfristig hilft nur ein vernünftiges Lkw-Routenkonzept. Das ist derzeit noch in Arbeit.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort