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Ranch in Mönchengladbach Pferde-Oma Charlett hat ihre Box im Sturm verloren

Mönchengladbach · Orkan "Friederike" hat auf der MonRo-Ranch viel Schaden angerichtet. Nun braucht der Hof Hilfe. Geldspenden sind dabei nur zweitrangig.

 Schlamm, Holz und noch einmal Schlamm: Die Aufräumarbeiten auf der MonRo-Ranch gehen schleppend voran. Es werden dringend Helfer gesucht.

Schlamm, Holz und noch einmal Schlamm: Die Aufräumarbeiten auf der MonRo-Ranch gehen schleppend voran. Es werden dringend Helfer gesucht.

Foto: Jana Bauch

Die Hufe der 39-jährigen Stute versinken im Schlamm. Nur langsam bewegt sich Pferdeoma Charlett, sie hat Angst auszurutschen. Ihr Blick wandert zu den Männern, die sich über einen Haufen von Holzblöcken- und brettern beugen. Genau dort hatte Charlett gestern noch gestanden - in ihrer Pferdebox. Doch Sturm Friederike hat sie zerstört.

 Antonia Greco mit "Omi" Charlett. Die 39-jährige Stute wird die kommenden Tage in einem benachbarten Stall verbringen.

Antonia Greco mit "Omi" Charlett. Die 39-jährige Stute wird die kommenden Tage in einem benachbarten Stall verbringen.

Foto: Bauch Jana

"Wir sind nervlich am Ende", sagt Antonia Greco, Vorsitzende der MonRo-Ranch. "Dieser Sturm war der dritte in kurzer Zeit - und jedes Mal ist etwas kaputt gegangen." Der jüngste Sturm traf die Ranch, die vielen Tieren ein Zuhause gibt, besonders hart. Der große von zwei Pferdeställen ist zusammengebrochen. Tiere sind dabei nicht zu Schaden gekommen. "Wir haben es glücklicherweise geschafft, alle Pferde rechtzeitig aus den Boxen zu holen", sagt Michael Schenk. Er ist mit Antonia Greco verheiratet und leitet mit ihr zusätzlich das Tierrefugium Wegberg.

Auch "Omi", wie Charlett auf der Ranch genannt wird, musste aus dem Stall gerettet werden. Dabei hatte sie ihn erst vor gut vier Monaten bezogen. Nach einem Todesfall mussten alle Tiere des ehemaligen Pferdegnadenhofs neu verteilt werden. Antonia Greco und ihr Mann nahmen drei Pferde bei sich auf. "Als Omi mich angesehen hat, war es wirklich Liebe", erzählt die 47-Jährige. "Ich möchte einfach nur, dass dieses Pferd ein paar schöne letzte Tage hier verbringt."

39 Jahre - ein nahezu biblisches Alter für ein Pferd. Was die Stute in den vier Jahrzehnten alles erlebt hat, wissen ihre aktuellen Besitzer auch nur aus Erzählungen. Charlett besitzt keine Papiere. Woher sie genau kommt, weiß Antonia Greco nicht. "Vor zwölf Jahren hat die Besitzerin vom Gnadenhof Charlett bei einem Händler stehen sehen", erinnert sich Greco. "Da hatten sie ein gesundes Fohlen bei sich stehen, sie selbst war aber nur noch aus Haut und Knochen."

Zehn Fohlen soll die Stute in ihrem langen Pferdeleben auf die Welt gebracht haben. Und das in sehr kurzen Zeitabständen. "Von Züchter kann hier keine Rede sein", sagt Greco. "Dem Vorbesitzer ging es anscheinend nur ums Geld, er hat Charlett als Gebärmaschine missbraucht." Als die Stute auf dem Pferdegnadenhof ankam, hatte der Tierarzt gesagt: "Die schafft es nicht mehr, auf das Pferd würde ich keinen Pfifferling mehr setzen." Doch seine Prognose war falsch. Charlett kämpfte sich zurück ins Leben.

Und das genießt sie jetzt auf der MonRo-Ranch: Fünfmal am Tag bekommt die Pferdeoma eine kalorienstarke Brühe aus Kleie und Vitaminen. Bei Äpfeln und Möhren machen die Zähne nicht mehr mit. Ohren und Augen funktionieren bei Charlett aber auch im Rentenalter noch gut. "Sie ist sehr schlau, öffnet sogar die Verriegelung von der Box manchmal selber", sagt Greco.

Doch von Charletts' Box ist nach dem Sturm nichts mehr übrig. Mit Schubkarren versuchen freiwillige Helfer, den Berg aus Holz abzutransportieren. Die Aufräumarbeiten gehen nur schleppend voran. Von Wiese ist auf dem Gelände der Ranch kaum noch was zu sehen, vielmehr ähnelt alles an eine einzige braune Suppe.

"Die Spendenbereitschaft ist groß, egal ob Geld oder Baumaterial", sagt Besitzer Michael Schink. "Aber Geld hilft uns nur bedingt weiter. Was wir brauchen, sind Hände, die anpacken." Er und seine Frau würden es aus eigener Kraft nicht schaffen, neue Ställe zu bauen. Deswegen seien private Spenden wie Holzbalken lieb gemeint, aber aus vielen verschiedenen Materialien könne kein stabiler Stall gebaut werden. "Wir sind auf der Suche nach einer Firma, die uns zum fairen Kurs Ställe baut", sagt Greco.

Auch zum ganz einfachen "Tiere bespaßen" fehlt es an Menschen. Vier Ehrenamtliche, die täglich vorbeischauen, können die Arbeit nicht stemmen. Neben sieben Pferden zählen drei Alpakas, ein Lama, zwei Waschbären, Ziegen und Schafe zu den Bewohnern. Und Greco ist sich sicher: "Omi kann zwar nicht mehr geritten werden, aber sie sie freut sich immer über Besuch und hat viel Liebe zu vergeben."

(laha)
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