Mönchengladbach Prozess: Amokschütze schweigt

Mönchengladbach · Nach nur wenigen Minuten endete der erste Prozesstag um die Bluttat von Schwalmtal. Der angeklagte 72-jährige Rentner wollte noch nicht aussagen. Ratsherr Bernd Püllen, der die Tat überlebte, wird morgen als Zeuge gehört.

 Beim Prozessauftakt hatte der Angeklagte geweint.

Beim Prozessauftakt hatte der Angeklagte geweint.

Foto: ddp

Mal stoisch, mal weinend ließ der 72-jährige Angeklagte gestern das Blitzlicht-Gewitter im Schwurgerichtssaal des Mönchengladbacher Landgerichts über sich ergehen. Wegen dreifachen heimtückischen Mordes aus niederen Beweggründen, sowie wegen eines Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung muss sich der Rentner aus Unna vor dem Mönchengladbacher Schwurgericht verantworten.

Der Angeklagte soll am 18. August 2009 im Haus Margeritenweg 19 in Schwalmtal-Amern drei Männer erschossen und einen Vierten, den Mönchengladbacher Ratsherrn Bernd Püllen, mit drei Schüssen schwer verletzt haben. Die Polizei nannte die Bluttat des Amokschützen eine Hinrichtung.

Dreimal nachgeladen

Der erste Prozesstag gestern endete nach der Verlesung der Anklageschrift. Einer der beiden Verteidiger erklärte, dass der Mandant aussagen wolle, "aber nicht heute". Zugleich machte der Anwalt klar, dass der 72-Jährige nicht bestreite, der Täter zu sein. Bei der Polizei hatte der Angeklagte zugegeben, voller Wut zur Waffe gegriffen und dreimal nachgeladen zu haben.

Hintergrund des kaltblütigen und hinterhältigen Verbrechens, so die Staatsanwaltschaft, ist der mehrjährige Familienstreit um das Haus der 44-jährigen Tochter des Angeklagten. Bereits einen Tag vor der drohenden Zwangsversteigerung war der Vater aus Unna nach Schwalmtal angereist. Anlass war ein Besichtigungstermin, bei dem der Wert des Grundstücks ermittelt werden sollte.

Daran beteiligt waren zwei Rechtsanwälte aus Nettetal und Viersen, außerdem zwei Sachverständige des Landkreises Viersen. Gegner im zivilrechtlichen Streit um das Haus in Amern waren die Tochter des 72-Jährigen und deren geschiedener Ehemann. Den Ermittlungen zu Folge sah der Angeklagte die Teilnehmer am Besichtigungstermin auf der Seite des verhassten Ex-Schwiegersohnes und wollte sie bestrafen.

Als sie sich am Tattag im Hausflur begegneten, soll er eine Pistole gezogen und auf die Anwälte und die beiden Sachverständigen gezielt haben. So sieht es die Anklage. Die beiden Anwälte und ein Sachverständiger starben noch am Tatort.

Der Mönchengladbacher Ratsherr Bernd Püllen, der beim Vermessungsamt des Kreises Viersen tätig war, erlitt schwere Verletzungen in Gesicht und Bauch. Er wird morgen aussagen, dabei aber auf eigenen Wunsch nicht auf den Täter treffen. Er wollte dem Mann nicht noch einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. Darum wird seine Aussage per Video in den Gerichtssaal übertragen — so wie es bei Missbrauchsopfern häufig gemacht wird. Püllen, der kommende Woche ein weiteres Mal operiert wird, konnte seinen Dienst bisher nicht wieder antreten.

(RP)
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