Mönchengladbach Schlange stehen für frische Ostereier

Mönchengladbach · An Ostern essen die Deutschen dreimal so viele Eier wie sonst. Besonders beliebt sind die weißen, da sie sich besser bemalen lassen. Auf dem Birkshof von Heinz-Josef Hütten in Mönchengladbach-Schelsen stehen die Leute dafür morgens Schlange.

Mönchengladbach: So sieht es im Hühnerstall aus
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"Hallo meine Kinder", sagt Heinz-Josef Hütten als er die Tür zum Hühnerstall auf seinem Birkshof in Schelsen öffnet. Vorher klopft er zweimal ans Holz, damit die Legehennen Bescheid wissen, dass er kommt. In dem etwa 300 Quadratmeter großen Stall, der 2004 nach der neuen EU-Legehennenhaltungsverordnung gebaut wurde, finden 1200 Hühner sortiert nach Größe in vier Abteilen Platz. Wer bei Bodenhaltung an kranke und mit Medikamenten vollgedröhnte Tiere denkt, wird hier eines Besseren belehrt. Die Hühner können sich frei bewegen, auf der Stange sitzen und herumfliegen.

Hüttens Hennen legen zusammen etwa 1000 Eier pro Tag. Auf zehn Hühner kommen acht Eier. "Am liebsten verstecken sie sich dabei in einer dunklen Ecke", erklärt der 43-Jährige. Dafür gibt es in jedem Abteil schmale Kästen, in die sich die Hühner zum Brüten zurückziehen können. Ansonsten ist die Halle durchgehend lichtdurchflutet, auf künstliches Licht kann verzichtet werden. Die Hühner laufen auf einem Rost, durch das der Kot fallen kann. Damit sich keine Geflügelpest ausbreitet, werden die Tiere regelmäßig geimpft. Das Futter aus Mais, Weizen und Soja fährt sechs Mal am Tag auf einem Band durch den Stall. Auch die ausgebrüteten Eier rollen automatisch auf ein Band, das die Eier zum Wiegen und Stempeln in den Vorraum transportiert.

 Jedes Ei kann durch seinen Code bis zum Hof zurückverfolgt werden.

Jedes Ei kann durch seinen Code bis zum Hof zurückverfolgt werden.

Foto: Isabella Raupold

"Unsere Eier waren schon im Urlaub auf Mallorca"

218 Eier verspeist der Durchschnittsdeutsche laut Bundesministerium für Ernährung im Jahr. Auch wenn der Einkauf von Eiern aus ökologischer Erzeugung 2013 im Vergleich zu 2010 um etwa 27 Prozent gestiegen ist, kaufen die meisten Haushalte (64 Prozent) ihre Eier immer noch aus Bodenhaltung. Wer wirklich wissen möchte, woher sein Ei kommt, greift auf Hofläden wie den Birkshof zurück. "Viele machen den Großeinkauf im Discounter, aber für die Eier, da kommen sie zu uns", sagt der Landwirt. Selbst im Urlaub können einige Mönchengladbacher nicht auf ihr Lieblingsfrühstücksei verzichten. "Unsere Eier waren auch schon auf Mallorca", berichtet der dreifache Familienvater stolz.

Zum Osterfest stehen die Kunden morgens sogar manchmal Schlange vor seinem Hofladen. "Alle wollen die weißen Eier kaufen. Die sind besser zum Bemalen", sagt Hütten. Das Problem: An den restlichen Tagen im Jahr bevorzugen die Leute braune Eier, auch wenn sie vom Geschmack her nicht zu unterscheiden sind. Deshalb haben 80 Prozent der Hühner ein braunes Federkleid. Es gilt die Faustregel: braune Federn gleich braunes Ei, weiße Federn gleich weißes Ei. "Bei gemischten Federn ist die Farbe hinter dem Ohr ausschlaggebend", erklärt der Landwirt. Um seinen Engpass wieder wettzumachen, hat er zwei Wochen vor Ostern selbst 10 000 seiner Eier färben lassen, darunter auch zahlreiche braune.

Auch bei der Größe eines Eis gibt es eine einfache Regel: Je älter und dicker ein Huhn ist, desto dicker auch ist das Ei. Bei Heinz-Josef Hütten wiegen die Hühner zwischen drei und vier Kilogramm. Ein L-Ei kostet 20 Cent. Die originalen "Hütteneier", wie sie in Schelsen genannt werden, erkennt der Kunde am Erzeugercode "2-DE-0515232", der auch im Foto zu sehen ist. Die erste "2" steht für Bodenhaltung, "0" heißt Bio, "1" Freiland und "3" steht für Käfighaltung. DE kennzeichnet das Erzeugerland Deutschland.

"Manche Leute halten den Code für das Mindesthaltbarkeitsdatum und wundern sich, warum jedes Ei bis zum 2. Dezember (2-DE) haltbar ist", erklärt Hütten. Die zwei Ziffern hinter dem Land — hier "05" — weisen auf das Bundesland hin. Die vierstellige Zahlenreihe danach ist die Betriebsnummer des Hofs und die "2" am Ende bedeutet zweiter Stall. Laut Gesetzgeber ist ein Ei mindestens 28 Tage lang haltbar. "Wenn man sie nicht in der Sonne stehen lässt, können sie aber bedenkenlos länger gegessen werden", sagt Hütten. Zu Ostern wird sich diese Frage aber wohl kaum stellen.

(met)
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