Lokalsport Giesenkirchen hatte eine ungewöhnliche Beständigkeit

Fussball · Der Bezirksliga-Aufsteiger spielte bis zum Schluss um den Durchmarsch. Zum Problem wurde nur die scheinbar geklärte Trainerfrage.

Es ist ungerecht und sachlich nicht gerechtfertigt, wenn von einem längeren Prozess nur das Ende übrig bleibt, die Entwicklung aber darüber völlig vernachlässigt wird. Das könnte im Fall des Bezirksligisten Giesenkirchen allzu schnell passieren. Die Entwicklung war rasant, unerwartet erfolgreich, war von einer kaum für möglich gehaltenen Konstanz flankiert und zerfiel dann innerhalb von vier Tagen in Traurig- und Ratlosigkeit.

Das ist verständlich, wenn man am letzten Spieltag ganz knapp die Meisterschaft und damit den direkten Aufstieg in die Landesliga verpasst. Die zweite Chance, die Relegation, konnte auch nicht genutzt werden. Die 0:5-Niederlage gegen Frohnhausen wenige Tage später war in jeder Hinsicht schmerzlich, aber auch schon lehrreich, vielleicht ein Fingerzeig.

Giesenkirchen wird man aber nur dann gerecht, wenn man sich noch einmal mit der Ausgangslage des Vereins beschäftigt. Vor drei Jahren übernahmen Daniel Saleh mit Jörg Pufahl als Trainer-Team den Kreisligisten. Der dritte Platz zum Saisonende war beachtlich, wurde aber in der vergangenen Saison durch den Titelgewinn und den Aufstieg in die Bezirksliga noch getoppt. Auch in der Bezirksliga sorgte der Neuling für Furore. Nur drei Niederlagen, alle auswärts, musste man einstecken. Giesenkirchen wurde zur besten Heimmannschaft der Liga und hatte noch am vorletzten Spieltag die Nase vor Konkurrent ASV Süchteln.

Dabei schien die Grundlage für den Erfolg recht unsolide zu sein. Im Vergleich zu anderen Bezirksligisten wurde in Giesenkirchen nur zweimal pro Woche trainiert. Der Kader lebte von der Kameradschaft, die jeden Sonntag auf dem Platz durch Leistung und Erfolg weitere Bestätigung erhielt. Giesenkirchen war keine Supermannschaft, spielte nicht unbedingt die Gegner an die Wand, hatte mit wenigen Ausnahmen keine Stars, aber war eben nur selten zu schlagen und bewies für einen Aufsteiger eine ungewöhnliche Beständigkeit.

Störend und in diesem Rahmen unerwartet war die scheinbar geklärte Trainerfrage, die dann über Wochen zum Problemfall wurde. Daniel Saleh hatte schon für die neue Saison verlängert. Sein Partner Jörg Pufahl hatte bei Niersquelle Kuckum zugesagt. Dennoch wurde plötzlich nach einem Nachfolger für Saleh gesucht, der nun als Sportlicher Leiter zum Landesligisten 1. FC Viersen wechselt. Von dort kommt nun als sein Nachfolger Volker Hansen, der beim FC die Reserve trainiert. Dieses recht ungewöhnliche Intermezzo hat sicherlich nicht zur Verbesserung der Außenwirkung und dem inneren Frieden des Klubs beigetragen.

Man darf gespannt sein, ob Giesenkirchen in der kommenden Saison weiter in der sportlichen Erfolgsspur bleiben kann. Es werden einige Spieler den Verein verlassen, allerdings dürfte ein Kader verbleiben, für den die Bezirksliga genau die richtige Liga ist, um sich weiter zu stabilisieren. Aufstiege sind glücklicherweise jährlich möglich.

(RP)
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