Moers Der Weg ins digitale Schlaraffenland
Moers · Auf dem diesjährigen Wirtschaftsforum bei Mercedes Nühlen in Moers appellierten Experten an die versammelten Mittelständler, die Chancen des anstehenden technologischen Wandels mit Herz und Verstand zu nutzen.
Zu seinen Kunden zählen internationale Konzerne, aber auch Friseure, Kieferorthopäden und Autohäuser wie Mercedes Nühlen in Moers: Dort war Eugen K. Geffroy am Montagabend zu Gast beim diesjährigen Wirtschaftsforum. Thema: "Unternehmensführung im digitalen Zeitalter". Unter den mehreren hundert geladenen Gäste feierte die Bundestagskandidatin der SPD, Elke Buttkereit, ihre Forums-Premiere. Ebenfalls bei Nühlen zu Gast waren die Landtagskandidaten Ibrahim Yetim (SPD), Ingo Brohl (CDU) und Gabi Kaenders (Linke).
Sie alle erlebten einen unterhaltsamen und informativen Abend. Glaubt man Geffroy, nutzen 98 Prozent der Deutschen die Chancen zur Digitalisierung nicht ausreichend. Insbesondere das Handwerk und die Bauwirtschaft hinke noch hinterher. Dabei sei jetzt noch die Zeit, sich "mit relativ geringem Aufwand" auf die Anforderungen der Zukunft einzustellen und die Chancen des Wechsels (Change) beherzt zu ergreifen. Mit ein paar Beispielen aus der großen Google-Welt machte Geffroy den Anwesenden Appetit auf den Wandel. So habe ein ihm bekannter Friseur seinen Umsatz erheblich steigern können, weil er die Google-Suche nach "Blond färben" in Kombination mit seiner Heimatstadt als eigene Domain habe eintragen lassen. Entsprechend weit vorne sei sein Friseurbetrieb auf den Google-Seiten dann jeweils gelandet. Dahinter steckt Geffroys Credo: "Nicht vom Produkt, sondern vom Kunden her denken!" Sein zweites Zentralthema hatte mit Digitalisierung nur indirekt zu tun: In Zukunft, so der Tenor auch in der abschließenden Runde, würden immer mehr qualifizierte Mitarbeiter benötigt. Die aber seien rar. "In Zukunft", so Geffroy; "werden sich Mitarbeiter nicht bei Ihnen bewerben, sondern Sie werden klar machen müssen, warum jemand ausgerechnet in Ihrem Unternehmen arbeiten soll."
Zum Abschluss der Podiumsrunde gab Mercedes-Chef Nühlen noch einen Ausblick auf die automobile Zukunft. Der Moerser sieht vier Mega-Trends. Da ist zum ersten die Konnektivität des Autos. Nühlen: "Der Grad der kommunikativen Intelligenz eines Fahrzeugs wird zum Leistungsindikator wie früher die PS-Zahl." Zum zweiten werde das Thema "Autonomes Fahren" an Bedeutung gewinnen, sobald juristische und ethische Fragen geklärt seien. Der Durchbruch des Elektro-Fahrzeugs stehe erst in einigen Jahren an. Dazu seien Reichweiten von etwa 500 Kilometer nötig. Den vierten Mega-Trennd schließlich sieht er in unterschiedlichen Car-Sharing-Modellen. "Man muss ein Auto nicht mehr besitzen, um es zu fahren." Er empfiehlt einen Blick auf die Lebenswelt der Teenager: "Deren Nutzungsverhalten von heute ist das Kaufverhalten unserer Kunden von morgen." Und die könnten, so Nühlen, in den Mercedes-Showrooms schon bald auf "Customer-Interfaces" stoßen, mit denen das Auto sich erleben lasse, ohne drin gesessen zu haben.