Kamp-Lintfort Die Gemeinde trauert

Kamp-Lintfort · Der Rückbau der St.Paulus-Kirche geht weiter. Bis Ende dieser Woche könnten die Abrissarbeiten schon abgeschlossen sein. Die ganze Gemeinde ist traurig und hält zusammen. Sie wollen einen Kranz niederlegen.

Rückbau der Pauluskirche
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Rückbau der Pauluskirche

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Ein schwarzer Nachtfalter hat sich auf die verwelkten Blätter der Sonnenblume gesetzt, die Mitglieder des Gemeindebezirks St. Paulus vor ihre in Trümmern liegende Kirche gestellt haben. Daneben brennen Kerzen. Ein Trauerflor hängt am Kirchturm. Die "Paulaner" trauern um ihr Gotteshaus, das seit vergangener Woche abgerissen wird. Das ganze Kirchengelände ist von metallfarbenen Bauzäunen eingeschlossen. Ein großer Bagger steht auf dem Vorplatz und häuft riesige Schuttberge an. Das Dach und die Außenwände des erst 1971 eingeweihten Gotteshauses sind bereits abgetragen. Das Kircheninventar (der Grafschafter berichtete) haben die Gemeindemitglieder bereits vor Wochen mit Tränen in den Augen ausgeräumt. Altar, Kreuz und Kerzenständer haben bereits in der Partnergemeinde in Litauen einen neuen Platz gefunden. Das Tabanakel wird nach Korea verschifft. Die Abrissarbeiten schreiten zügig voran.

Eine schwierige Aufgabe

Pfarrer Markus Dördelmann rechnet damit, dass die Arbeiten bereits Ende dieser Woche abgeschlossen sind. Die Arbeiter der Firma Riedel wissen selbst nicht so recht, was sie sagen sollen. Auch sie nimmt der Rückbau mit. "Ich bin schon sehr traurig. Schade, dass man eine Kirche abreißen muss", sagt ein Bauarbeiter. "Aber wir machen nur unseren Job." Vom angrenzenden Pfarrheim, wo die "Paulaner" jetzt jeden Donnerstag ihren Abendgottesdienst feiern, verfolgen einige den schrittweisen Rückbau. Menschen gehen an der Baustelle vorbei, bleiben spontan stehen, schütteln den Kopf und halten sich an den Händen. Die Kirche war ihr Zentrum. Keiner von ihnen kann verstehen, warum das Gotteshaus abgerissen werden musste.

Jung und Alt feierten dort zusammen die Messe, die Gottesdienste waren immer voll. Für die "Paulaner" ist das in Zeiten wachsender Kirchenaustritte ein falsches Signal. "Unsere Gemeinde hat gelebt, sie war lebendig, voller Liebe. Wieso wird so etwas nur wegen wirtschaftlichen und finanziellen Gesichtspunkten einfach kaputt gemacht", fragt sich ein Mitglied des Gemeindebezirks St.-Paulus. Das Bistum Münster hatte die Schließung angeordnet. Es habe keine Alternative dazu gegeben, hieß es zur Begründung

Abschied von der Kirche

Wütend sind die "Paulaner" aber nicht, sondern einfach nur traurig und enttäuscht. In dieser Wochen wollen sie noch einen Kranz auf einen der großen Schuttberge legen und dann noch einmal gemeinsam Abschied nehmen von ihrer Kirche.

(RP)
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