Moers Frenetischer Jubel für Carolin Kebekus

Moers · Die Kölnerin pöbelte beim Comedy Arts Festival hemmungslos herum. 1300 Zuschauer in der ausverkauften Festivalhalle waren begeistert. Auf kirchenfeindliche Witze verzichtet die Künstlerin zum größten Teil.

 Sie pöbelt am liebsten mit ungezügeltem Mundwerk herum und bricht Tabus: Die Komikerin Carolin Kebekus bei ihrem Auftritt in der Moerser Festivalhalle.

Sie pöbelt am liebsten mit ungezügeltem Mundwerk herum und bricht Tabus: Die Komikerin Carolin Kebekus bei ihrem Auftritt in der Moerser Festivalhalle.

Foto: Klaus Dieker

Manche bezeichnen sie als weiblichen Ingo Appelt. Denn Carolin Kebekus pöbelt genauso hemmungslos herum wie der Comedian aus dem Ruhrpott, mit dem sie öfter zusammenarbeitete, zum Beispiel Ende 2006 bei der RTL-Comedy-Show "Freitags Nachts News". Genauso oft wie dieser Comedian macht die Kölnerin Witze unterhalb der Gürtellinie. Und genauso oft benutzt sie Fäkalwörter. Längst hat sich die Gewinnerin des Prix Pantheon 2008, des bekanntesten deutschen Comedy-Preises, in die Herzen ihrer Fans gespielt und gehört zu den Sternen am Comedy-Himmel. Die Fans nehmen auch schon einmal 50 oder mehr Kilometer Anfahrt in Kauf, um die Stand-Up-Comedienne live zu erleben, wie am Sonntagabend beim Comedy Arts Festival.

1300 dieser Fans, die in die ausverkaufte Festivalhalle gekommen waren, bejubelten ihren Auftritt schon zur Pause frenetisch. Und am Ende des Abends standen sie begeistert auf, um der rotzfrechen Alleinunterhalterin einen langen Applaus mit auf den Weg zu geben.

Schließlich bedient die 34-Jährige nicht nur die vulgäre Schiene, die einige Kritiker ihrer Sozialisation im Kölner Stadtteil Ostheim zuschreiben, einem sozialen Brennpunkt mit Hochhausbebauung auf der "schäl Sick", der von ihr als "Ghetto" bezeichnet wird. In ihrem Soloprogramm "Pussy Terror" mit dem sie seit drei Jahren durch Deutschland tourt, zeigt sie auch ein Gespür für den alltäglichen, ganz normalen Wahnsinn.

Gesegnet mit starker Mimik und Gestik, berichtet sie vom Loch, in das sie nach dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft gefallen sei. Dieses sei wie bei einem Junky gewesen, und sie habe es erst hinter sich gelassen, als die Bundesliga vor einer Woche wieder begonnen habe. Da der 1. FC Köln nach zwei Spieltagen auf dem vierten Platz stehe, träumten jetzt die FC-Fans vom Einzug in Champions League, frotzelt sie.

Elegant leitet sie zur zweiten deutschen Schlagerwelle über, indem sie das Lied "Atemlos" von Helena Fischer durch den Kakao zieht, das zur heimlichen WM-Hymne 2014 mutierte. "Ich habe in meiner Jugend Pogo getanzt", erzählt sie aus ihrer Sozialisation in der Nach-Punk-Zeit.

Wie sie 2006 gegen den Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz wetterte, lästert sie jetzt über Andreas Gabalier, der mit dem Lied "Schatzi, schenk mir ein Foto" einen Riesenhit landete. Sie nennt ihn nur Göbelier. "Wo bleibe die Rebellion, wenn er sich schon als RockQnQRoller bezeichnet", fragt sie.

Sie stellt ihre Familienmitglieder vor. Ihr Vater, der als Sparfuchs alles auf Flohmärkten kaufte und immer auf der Suche nach Neueröffnungen und Pfarrfesten gewesen sei, wo es ein Würstchen umsonst gab.

Früher seien alle Familienmitglieder mit jeweils vier verschiedenen Jacken zu solchen Festen gefahren, um sich nach einer Gratiswurst umzuziehen und sich noch einmal anzustellen, was natürlich irgendwann aufgefallen sei. Sie erzählt von ihrem jüngeren Bruder und vor allem von ihrer oberschlesischen Großmutter, die für sie die einzige Autorität zu sein scheint.

Kirchenfeindliche Witze lässt sie in Moers fast gänzlich unter den Tisch fallen, die ihr zuletzt massive Kritik vom Fernsehsender WDR und Ärger vor Gericht eingebracht hatten. Schließlich pöbelt sie am liebsten mit ungezügeltem Mundwerk herum und bricht Tabus, was ihr immer wieder Szenenapplaus ihrer Fans sichert, so auch bei ihrem Auftritt während des Comedy Arts Festivals in Moers.

(got)
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