Moers Vermieter zahlt Rechnung nicht: Mieter ohne Heizung

Moers · Außerdem droht den Bewohnern eines Blocks an der Kirschenallee die Sperrung von Strom und Wasser. Die Stadt hat sich eingeschaltet.

 Laura Bader, Christiane Hadem, Mark Kunert, Kay Bajorat, Sonja Reitinger und Kassem Hallom (von links) sind auf ihren Vermieter nicht gut zu sprechen.

Laura Bader, Christiane Hadem, Mark Kunert, Kay Bajorat, Sonja Reitinger und Kassem Hallom (von links) sind auf ihren Vermieter nicht gut zu sprechen.

Foto: Dieker Klaus

Die Mieter des Wohnblocks an der Kirschenallee 137 bis 141 können es nicht fassen. Für Donnerstag hat ihnen die Enni eine Sperrung des Wassers und des Allgemeinstroms angekündigt. Dabei, so sagen die Mieter, hätten sie sich nichts vorzuwerfen. Wohl aber ihrem Vermieter, über den die Abrechnung läuft. Vergangene Woche hat die Enni die Hausbewohner darüber informiert, "dass ihr Vermieter unsere rückständigen Forderungen für die Allgemeinzähler ihres Wohnhauses nicht beglichen hat". Falls er bis zum 17. November nicht zahle, würden Wasser und Allgemeinstrom gesperrt.

"Dann nimmt das Jugendamt uns die Kinder weg", befürchtet Mieterin Sonja Reitinger, Mutter eines siebenjährigen Kindes. "Man hat uns gesagt, dass dies akute Kindeswohlgefährdung wäre, auch wenn wir nichts dafür können."

 Kassem Hallom in seiner ehemaligen Küche. Nach einem Rohbruch bildete sich Schimmel, der Vermieter habe monatelang nicht reagiert.

Kassem Hallom in seiner ehemaligen Küche. Nach einem Rohbruch bildete sich Schimmel, der Vermieter habe monatelang nicht reagiert.

Foto: KDI

Viele der Mieter beziehen Hartz IV, das Geld für die Miete und die Nebenkosten sei direkt vom Jobcenter an den Vermieter, der in Moers ein Immobilienbüro hat, gegangen. Bei den Mietern hat sich viel Wut und Ärger gestaut. Schon seit September sind ihre Heizungen außer Betrieb. Die Fernwärme Niederrhein hat ihre Lieferung eingestellt, weil der Vermieter auch dort Schulden hat und Mahnungen verstreichen ließ. 7.800 Euro betrugen die Rückstände im Juni, als das Unternehmen die Mieter von der schon damals drohenden Sperrung der Heizung unterrichtet hatte.

Unsere Redaktion hat gestern vergeblich versucht, den Hauseigentümer zu erreichen. Warum er nicht zahlt, weiß man nicht genau. Mieter wollen von Steuerschulden wissen. "Aber er fährt ein dickes Auto, hat einen Fernseher, so groß wie die Wand, und hat einen schönen Sommerurlaub gemacht", sagt eine junge Frau. Immer wieder habe der Eigentümer sie und andere vertröstet. "Wir sind verzweifelt", sagt Laura Bader, Mutter einer vierzehn Monate alten Tochter. "Weil es bei uns so kalt ist, muss ich immer zu den Schwiegereltern gehen, um meine Tochter zu baden." Wie viele andere, versucht die 22-Jährige, ihre Wohnung mit elektrischen Heizlüftern zu wärmen. Ihre Nachbarin Christiane Hadem sieht dadurch ein weiteres Problem wachsen: "Die Heizlüfter verbrauchen jede Menge Strom. Wie wir das bezahlen sollen, ist uns schleierhaft."

In dem betroffenen Block an der Kirschenallee gibt es insgesamt 33 Wohnungen. Einige, die das Glück hatten, eine andere Bleibe zu finden, seien weggezogen. "Aber versuchen Sie mal mit Hartz IV, einem Kind und einem Hund, eine andere Wohnung zu finden", sagt Reitinger. Der Rentner Kassem Hallom durfte vor einiger Zeit immerhin innerhalb des Gebäudes umziehen. Ein Arzt habe bei ihm Asthma attestiert. In Halloms alten Wohnung wuchert der Schimmel. 13 Monate habe es gedauert, bis der Eigentümer auf einen Rohbruch reagiert habe. "Dann sagte er nur: Raus, schnell raus hier." Mieter beklagen weitere unzumutbare Verhältnisse. Der Keller sei vermüllt, Mäuse hätten sich eingenistet. In etlichen Wohnungen fehlten die Zimmertüren - selbst an der Toilette. "Als ich eingezogen bin, hat er gesagt, dass er Türen besorgen wird", berichtet Laura Bader.

Wegen der drohenden Sperrung von Strom und Wasser hat sich nun auch das Sozialamt eingeschaltet. "Unser Ziel ist es, die Sperrung zu vermeiden", sagte gestern Stadtsprecher Klaus Janczyk. Die Stadt habe selbst keine Möglichkeit, für die ausstehenden Summen aufzukommen. Man habe aber den Hauseigentümer kontaktiert. Er habe versichert, das Geld an die Enni inzwischen überwiesen zu haben und in Gesprächen mit der Fernwärme Niederrhein zu sein.

(RP)
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