Spoldis Weltreise Mit dem Zug (fast) durch die Wolken

Es begab sich zu einer Zeit vor einigen Jahren, da machte der Film "Das Beste kommt zum Schluss" eine Liste populär, die im Englischen "Bucket-List", im Deutschen "Löffel-Liste" heißt. Im Grunde geht es darum, dass man Dinge aufschreibt, die man auf jeden Fall gemacht haben will, bevor man das Zeitliche segnet. Auf der nach dem Film angelegten und nicht gerade kurzen Liste wurde ebenfalls notiert: Tren a las nubes, Salta, Argentinien.

 Grandiose Kulisse: die Anden, längste Gebirgskette der Welt.

Grandiose Kulisse: die Anden, längste Gebirgskette der Welt.

Foto: tmn

Es begab sich zu einer Zeit vor einigen Jahren, da machte der Film "Das Beste kommt zum Schluss" eine Liste populär, die im Englischen "Bucket-List", im Deutschen "Löffel-Liste" heißt. Im Grunde geht es darum, dass man Dinge aufschreibt, die man auf jeden Fall gemacht haben will, bevor man das Zeitliche segnet. Auf der nach dem Film angelegten und nicht gerade kurzen Liste wurde ebenfalls notiert: Tren a las nubes, Salta, Argentinien.

Es ist eine der spektakulärsten Zugreisen der Welt. Laut ihrem Namen soll sie durch die Wolken führen — wenn denn welche da wären. Doch über einen strahlend blauen Himmel und eitel Sonnenschein wollen wir uns nicht beschweren. Denn nichtsdestotrotz ist die Fahrt atemberaubend — und das, aufgrund ihrer Höhe, im wahrsten Sinne des Wortes.

Nach Antritt der Fahrt um 7 Uhr dauert es gute zehn Stunden (ein dreistündiger, ungeplanter Zwischenstopp in einem der 21 Tunnel wegen eines Problems mit den Weichen inklusive) bis zum Ziel, einem in den Siebziger Jahren von Deutschen errichteten Viadukt in 4.220 Metern Höhe. Der Ausblick: gigantisch. Ein Mediziner, die komplette Fahrt mit an Bord, kümmert sich unterdessen um jene Touristen, denen aufgrund der Höhe ein wenig schummrig vor Augen wird.

Doch ist, will man fernöstlichen Weisheiten Glauben schenken, auch der Weg an sich manchmal schon das Ziel. In diesem Fall stimmt es absolut. Es geht durch die großartige Kulisse der Anden. Strassen sind — nach der Abfahrt aus Salta — größtenteils Fehlanzeige. Hinter dem Zug die nur eingleisige Strecke, rechts ein paar Lamas und Esel, links trockene Wüsten und kahle Berge, vor ihm immer höhere Spitzen der längsten Gebirgskette der Welt, zwischen welchen die drei ausschließlich mit Touristen gefüllten Wagons langsam hochkraxeln. Nur ab und an gibt es kleine Dörfer mitten im Nirgendwo, irgendwo zwischen 3.500 und mehr als 4.000 Metern über dem Meeresspiegel.

Erst weit nach Mitternacht endet die Zugfahrt dort, wo sie 20 Stunden zuvor begonnen hat: im Provinz-Bahnhof von Salta, wo ich einen fetten Haken hinter Punkt 16 meiner "Bucket-List" mache.

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