Neuss 18-Jähriger doubelt als Komparse Schauspieler für Kinofilm

Neuss · Über Mutter Anette, die als Set-Betreuerin arbeitet, bekam Aaron Blättel den Job eines Komparsen für die Dreharbeiten zu "El Olivo".

 Aaron Blättel und seine Mutter Anette in einer Dreh-Pause zu "El Olivo - Der Olivenbaum" im Düsseldorfer Medienhafen.

Aaron Blättel und seine Mutter Anette in einer Dreh-Pause zu "El Olivo - Der Olivenbaum" im Düsseldorfer Medienhafen.

Foto: RED

"Komparsen als Double für deutsch-spanischen Kinospielfilm gesucht": Als Anette Blättel von dieser Anzeige erfuhr, dachte sie sofort an ihren Sohn Aaron. "Sie suchten einen dunkelhaarigen jungen Mann mit Dreherfahrung. Alles passte zu 100 Prozent auf Aaron. Deshalb ermunterte ich ihn, sich zu bewerben", erinnert sie sich. Und Aaron bekam den Job.

Zwei Tage lang war der 18-jährige an Drehorten in Düsseldorf, saß auf einem Lastwagen, stand im Bild-Hintergrund oder spazierte über die Straße. Gedreht wurde die deutsch-spanische Koproduktion "El Olivo - Der Olivenbaum". Regisseurin Icíar Bollaín erzählt darin die Geschichte des Mädchens Alma aus der spanischen Provinz. Sie kümmert sich liebevoll um ihren Großvater. Der alte Mann spricht seit Jahren mit niemandem mehr. Denn seine Familie hatte gegen seinen Willen einen 2000 Jahre alten Olivenbaum verkauft. Als der Großvater auch mit dem Essen aufhört, beschließt Alma zu handeln. Sie will den Olivenbaum zurückholen. Kein leichtes Unterfangen, denn der steht längst in der Eingangshalle eines Düsseldorfer Energiekonzerns.

Mit insgesamt rund 20 weiteren Komparsen hat Aaron im Düsseldorfer Medienhafen gedreht. "Wir ersetzen die Schauspieler in kleineren Sequenzen, wenn die Darsteller nur schemenhaft erkennbar sind. Oder wir sind im Hintergrund der Handlung zu sehen, sitzen zum Beispiel im Café", erklärt er.

Für ihn ist der Job nicht neu. Schon als Zehnjähriger hat er in Kurzfilmen mitgewirkt, war sogar einmal für eine ZDF-Serie eingeplant. "Er sollte in der Fernsehserie ,Die Wilden Hühner' mitspielen. Aber dann kam der Film in die Kinos, und die Pläne für die Serie wurden verworfen", erzählt Annette Blättel. "Wir hatten damals die Verträge schon auf dem Tisch liegen. Vielleicht war es am Ende besser so. TV-Serien kosten sehr viel Zeit. Es ist fraglich, ob Aaron dann die Schule geschafft hätte", meint die Mutter.

So blieb für Aaron die Schauspielerei zunächst Hobby. Er engagierte sich im Schülertheater und dem Jugendclub des Rheinischen Landestheaters. Vor drei Wochen machte Aaron das Abitur am Nelly-Sachs-Gymnasium. Für die Abi-Feier produzierten er und seine Mitschüler einen Video-Beitrag. "Da war sogar sein Großvater begeistert und attestierte Aaron großes Talent", sagt Mutter Anette stolz. Ihr selbst sind Film und Fernsehproduktionen auch nicht fremd. Sie ist Set-Betreuerin und hat schon bei verschiedenen Produktionen mitgewirkt. "Ich habe zum Beispiel für die Udo Jürgens-Biografie 'Der Mann mit dem Fagott' die Statisten und Komparsen organisiert und koordiniert", erzählt sie. Und auch beim Dreh von "El Olivo" kümmert sich die 55-jährige um die Komparserie. "Deshalb weiß ich auch, dass die Schauspielerei ein hartes Brot ist. Ich bin nicht sicher, ob ich meinem Sohn raten würde, diesen Beruf zu ergreifen", sagt die Mutter.

Für Aaron stellt sich diese Frage im Moment noch nicht. "Ich denke schon darüber nach, mich an einer Schauspielschule zu bewerben. Aber im November gehe ich zunächst für rund ein halbes Jahr nach Neuseeland, werde dort arbeiten und reisen. Danach werde ich mich endgültig für einen Berufsweg entscheiden", sagt er.

(NGZ)
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