Verbraucher aufklären und Krankheiten vorbeugen Den Neussern auf die Teller geschaut

Verbraucher aufklären und Krankheiten vorbeugen · Von Frank Kirschstein Was kommt in Deutschland auf den Tisch? Im Rahmen einer bundesweiten Studie werden in diesen Tagen auch die Neusser nach ihren Essgewohnheiten befragt. Das Ziel: Verbraucher aufklären und Programme entwickeln, um Krankheiten vorzubeugen.

Von Frank Kirschstein Was kommt in Deutschland auf den Tisch? Im Rahmen einer bundesweiten Studie werden in diesen Tagen auch die Neusser nach ihren Essgewohnheiten befragt. Das Ziel: Verbraucher aufklären und Programme entwickeln, um Krankheiten vorzubeugen.

Frust-Fresser, Feinschmecker oder Fast-Food-Junkie, von Donnerstag bis Sonntag sollen sie Auskunft darüber geben, was daheim, unterwegs oder am Arbeitsplatz auf den Tisch kommt. Für die zweite "nationale Verzehrstudie" (NVS II), macht das Marktforschungsinstitut TNS Infratest in der Alfred-Delph-Schule in Weckhoven Station, um im Auftrag des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft im Vorfeld ausgewählte Neusser über ihre Essgewohnheiten zu befragen.

Eingeladen wurden rund 120 Frauen, Männer und Jugendliche im Alter zwischen 14 und 80 Jahren. Die Studie gilt Experten als "Meilenstein für die deutsche Ernährungsforschung". Ziel ist es, mit der Befragung von bundesweit rund 20 000 Menschen ein differenziertes Bild über das Ernährungsverhalten und den "Ernährungszustand" in der Gesellschaft zu gewinnen.

Auf Basis der gesammelten Daten können Vorsorgeprogramme für eine gesunde Ernährung entwickelt, Initiativen zur Verbraucheraufklärung konzipiert und konkrete Empfehlungen für Risikogruppen, zum Beispiel Menschen mit Übergewicht, gegeben werden. "Die Teilnehmer werden detailliert gefragt, was sie in den vergangenen Wochen gegessen haben", erklärt Stephanie Mayer von TNS Healthcare.

Gibt es zum Frühstück Kaffee oder Tee? Mit Milch? Wenn ja, mit Vollmilch oder halbfetter Milch? So hangeln sich die Interviewer von einer Mahlzeit zur nächsten. Hinzu kommen Fragen nach täglicher Bewegung, Sport oder der körperlichen Aktivität am Arbeitsplatz. Wichtig für den Erfolg des Projekts ist vor allem eine hohe Teilnehmerzahl.

Die Marktforscher hoffen deshalb, dass möglichst viele der im Vorfeld auf der Grundlage einer Zufallsstichprobe beim Einwohnermeldeamt eingeladenen Neusser kommen werden. Ihre Antworten werden selbstverständlich anonym ausgewertet.

"Wir nehmen die Daten völlig wertfrei auf", sagt Stephanie Mayer. Niemand laufe Gefahr, sich wegen vermeintlich "schlechter" Ernährung kritische Fragen oder auch nur Blicke einzuhandeln.

Die Erfahrung der Interviewer aus früheren Umfragen: "Wenn es um die Ernährung geht, haben wir schon alles gehört, das ist den wenigsten peinlich." Ob Manager, die sich am Mittag ohne Pause schnell die fettige Currywurst über der Computertastatur "reinschlagen", oder der Cola-Fan mit einem Tagesverbrauch von über vier Litern - Überraschungen sind selten.

Das war auch fast 20 Jahren nicht viel anders: 1985 bis 1988 lief die erste Nationale Verzehrstudie. Lebensmittelangebot und Ernährungsgewohnheiten haben sich, so das Ministerium, seit dem allerdings stark verändert: "Das wirkt sich zweifelsohne auch auf die Nährstoffversorgung der Bevölkerung aus."

Erkrankungen, die auf falsche Ernährung zurückzuführen sind, nähmen in Deutschland besorgniserregend zu. Erst aktuelle Daten - erstmals auch aus den neuen Bundesländern - könnten Auskunft geben, wie Fehl- oder Mangelernährung vermieden werden kann.

"Das bedeutet mehr Gesundheit und Wohlbefinden und geringere Behandlungskosten im deutschen Gesundheitswesen", betont Projektleiterin Dr. Christine Brombach. Ernährung spiele nicht nur für die Gesundheit, sondern für die gesamte Lebensqualität eine zentrale Rolle: "Ein gemeinsames Essen mit Kollegen oder der Familie hat auch eine soziale Bedeutung. Was wir essen, wann und mit wem, ist Teil unserer Kultur."

(NGZ)
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