Neuss Kantinen-Köche müssen gut kalkulieren

Neuss · Am Donnerstag ist der Welternährungstag. In Neusser Kantinen achtet man darauf, Portionen möglichst passend vorzubereiten, damit nicht so viele Essensreste übrig bleiben. Diese werden übrigens zum Teil an Tiere verfüttert.

 Mike Goldbach, Chef der Stadtwerke-Kantine, und seine Mitarbeiter geben einen der Renner unter den Mittagsgerichten aus: Schnitzel mit Pommes.

Mike Goldbach, Chef der Stadtwerke-Kantine, und seine Mitarbeiter geben einen der Renner unter den Mittagsgerichten aus: Schnitzel mit Pommes.

Foto: Andreas Woitschützke

Es ist 13 Uhr. Im Betriebsrestaurant der Stadtwerke Neuss herrscht reger Andrang. Kantinenchef Mike Goldbach und sein Team sind eifrig dabei, alle Wünsche der Mitarbeiter und auch der externen Mittagsgäste zu erfüllen: "Sie wollten keine Pilzsoße, oder?" Sabine Treske versucht, Allergien und individuelle Besonderheiten ihrer Kunden zu berücksichtigen.

Jeden Tag gehen etwa 65 Essen über die Ladentheke an der Moselstraße. "Schnitzel und Currywurst sind unsere Klassiker, da verkaufen wir auch mal an die 90 Essen", sagt Kantinen-Chef Goldbach. Ungefähr 40 Kilogramm Lebensmittel werden dabei verarbeitet. Zur besseren Kalkulation der Menge wird bei besonderen Gerichten um Vorbestellung gebeten. Das Konzept geht auf: Nur etwa fünf Prozent des gekochten Essens muss entsorgt werden. Ein gutes Ergebnis: Weltweit werden etwa 30 Prozent der Essensproduktion weggeworfen.

Das ergibt eine aktuelle Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen ("Food and Agriculture Organization", kurz FAO). Mehr als 800 Millionen Menschen haben demnach keinen Zugang zu ausreichend gesundem, nahrhaftem Essen. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, hat die FAO vor 35 Jahren den Welternährungstag ins Leben gerufen. Er findet jährlich am 16. Oktober statt. Auch Papst Franziskus I. hat sich gegen eine "Kultur des Wegwerfens" ausgesprochen.

Hauptproblem nach Meinung von Markus Nestler, Küchenchef in der Kantine des Neusser Finanzamtes: "Dass die Leute teilweise nicht aufessen oder sich zu viel nehmen, das läppert sich." In der Finanzamts-Kantine am Hammfelddamm werden pro Tag etwa 250 Essen in unterschiedlichen Portionierungen ausgegeben. So beinhalte ein Steak 180 Gramm Fleisch, ein Schnitzel dagegen nur 120 Gramm, sagt Nestler. Acht bis zehn Kilo Lebensmittel und damit ein Eimer wandern jeden Tag in die sogenannte "Schweinetonne" und werden gesammelt an die Tiermast als Futtermittel weitergeleitet.

Es sind neben Altfett vor allem jene Reste, die auf den Tellern gelassen werden. Wenn jeder seine Portion aufessen würde, wären die globalen Probleme zwar nicht gelöst. Dennoch will der Welternährungstag zum Nachdenken anregen - über das eigene Essverhalten.

(NGZ)
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