Bürgermeister-Wahl in Neuss Historischer Sieg für Breuer und die SPD

Meinung | Neuss · Machtwechsel! 126 Jahre musste die SPD in Neuss alt werden, um diesen großen Sieg zu feiern: Erstmals in ihrer Geschichte stellt sie den Bürgermeister der Stadt Neuss. Der Mann, dem sie diesen historischen Triumph verdankt, heißt Reiner Breuer.

Reiner Breuer ist Bürgermeister von Neuss
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Neuss: So feiert Reiner Breuer seinen Sensationssieg

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Dass Breuer mit so guten Chancen wie noch kein Sozialdemokrat vor ihm in die Bürgermeister-Wahl ging, war allen Neussern bewusst. Dass er aber Sonntag schon im ersten Wahlgang triumphierte, ist eine Sensation.

Die Entscheidung lässt nur einen Schluss zu: Mündige Bürger haben den Wechsel auf die Zukunft gezogen. Sie trauen einem Mittvierziger Reiner Breuer eher zu, Herausforderungen wie die digitale Revolution, den demografischen Wandel oder den sozialen Frieden zu meistern. Für Thomas Nickel wurde letztlich sein Alter von 68 Jahren zu einer zu großen Hypothek.

Keiner bezweifelt, dass der lebenserfahrene Nickel Bürgermeister kann, aber er steht als Vize-Bürgermeister seit 1998 auch für die CDU-Politik der Vergangenheit, für das alte Neuss. Zukunftsorientierung und Modernität kann ein 68-Jähriger eben nur schwer glaubhaft vermitteln. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Thomas Nickel war der falsche Kandidat.

Welches Potenzial die CDU noch hat, zeigen die 55 Prozent, die Landrat Petrauschke in der Stadt holte. Im Gegensatz zu Nickel konnte Petrauschke die CDU-Anhänger mobilisieren. Nickel muss es schmerzen, dass am Sonntag sein Lebenstraum platzte. Zumindest muss er sich nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben. Er hat einen fleißigen Wahlkampf ohne Fehler abgeliefert — und er hat nicht allein verloren. Der Trend der Neusser CDU ist seit Jahren fallend.

Das war bei der Bürgermeister- und Ratswahl 2009 so, das war bei der Landtagswahl 2012 und bei der Kommunalwahl 2014 so. Herbert Napp geht, Thomas Nickel ist seit Sonntag ein Auslaufmodell — Helga Koenemann hat die 60 überschritten, Jörg Geerlings hat als Parteichef seit 2005 reihenweise Niederlagen zu verantworten.

Neue Frauen und Männer braucht die CDU. Doch wo sind sie? Am 21. Oktober tritt Bürgermeister Breuer seinen Dienst im CDU-geführten Rathaus an. Auf eine SPD-geführte Mehrheit im Rat kann er sich (noch) nicht stützen. Auch die schwarz-grüne Mehrheit ist futsch. Es bleibt spannend in Neuss.

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