Neuss Stadt schafft Platz für Hunderte Flüchtlinge

Neuss · Sozialdezernent stellt Strategie zur Unterbringung vor, in der eine zentrale Unterbringungseinrichtung Dreh- und Angelpunkt ist.

 Die Jugendherberge Uedesheim gilt als Option.

Die Jugendherberge Uedesheim gilt als Option.

Foto: Archiv

Ab April rechnet die Stadtverwaltung mit einer Neuzuweisung von 50 Flüchtlingen monatlich, die dauerhaft in Neuss bleiben. Aber, wohin mit all diesen Menschen? Diese Frage treibt die Verwaltung um, die sich auf die Einrichtung von bis zu sechs Flüchtlingsunterkünften für jeweils 100 Asylsuchende vorbereitet. Pro Jahr. Die Zahl ließe sich halbieren, wenn an der Stresemannallee eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für bis zu 800 Menschen gebaut und an das Land als Betreiber verpachtet werden könnte. Denn die Flüchtlinge dort würden auf die Zuweisungen nach Neuss angerechnet.

 Das leer stehende Hotel "Heidelberger Stuben" könnte belegt werden.

Das leer stehende Hotel "Heidelberger Stuben" könnte belegt werden.

Foto: -nau

Diese Einrichtung ist daher Dreh- und Angelpunkt einer Strategie, für die Sozialdezernent Stefan Hahn eine Mehrheit in der Politik sucht. Gestern stellte er die Pläne im Integrationsrat vor, morgen werden sie gemeinschaftlich von Planungs- und Sozialausschuss diskutiert. Ende März erhofft er sich einen positiven Grundsatzbeschluss im Rat.

 Gebiet Blausteinsweg - Standort für ein Flüchtlingsheim?

Gebiet Blausteinsweg - Standort für ein Flüchtlingsheim?

Foto: Stadt Neuss

Hauptargument für eine ZUE, wie sie nach Wunsch der Stadt noch bis Ende 2016 im ehemaligen Alexiuskrankenhaus betrieben wird: Die Stadt spart. Denn das Land betreut und versorgt die Menschen in einer ZUE auf eigene Kosten. Und weil diese in der Regel nur Tage oder Wochen in einer solchen Einrichtung bleiben, bevor sie dauerhaft einer anderen Kommune zugewiesen werden, muss die Stadt zum Beispiel auch keine Schul- und Kindergartenplätze für diese Flüchtlinge vorhalten. All das addiert sich auf 5000 Euro pro Kopf und Jahr oder - bei Vollauslastung der geplanten ZUE - auf vier Millionen Euro jährlich. Verständlich, dass sich auch andere Kommunen beim Land um eine solche Einrichtung bewerben, über deren Bau in Neuss sich die Stadt mit der Bezirksregierung Düsseldorf im Prinzip schon einig ist.

Aber auch eine solche Landeseinrichtung befreit Neuss nicht von der Pflicht, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Sie verschafft ihr aber Luft, wie es Hahn erklärte, um strukturiert zu reagieren. Denn Neuss, so Hahn, "will auf jeden Fall vermeiden, dass Flüchtlinge in Turnhallen oder ehemaligen Supermärkten untergebracht werden müssen". Deshalb betreibt die Stadt Standortsuche. 20 will sie zeitnah identifizieren und der Politik vorlegen, denn Ziel ist eine dezentrale Lösung vor, die keinen Stadtteil auslässt.

Noch ist der rechnerische Überhang aus der Landeseinrichtung im "Alex" nicht aufgezehrt, noch ist in den drei städtischen Einrichtungen nicht jedes der 367 Betten belegt. Aber bis zum Jahresende wird die Stadt mindestens 150 weitere Plätze schaffen müssen. Das hofft Hahn noch über die Anmietung vorhandener Objekte stemmen zu können. Doch schon 2016 rechnet Planungsdezernent Christoph Hölters damit, dass drei neue Unterkünfte geschaffen und vielleicht sogar neu gebaut werden müssen. Dabei bezieht er das Gebiet Blausteinsweg in Holzheim als Standort genauso in die Prüfung ein wie ein Objekt am Hochbunker Meertal oder die seit Jahren leer stehenden "Heidelberger Stuben". Auch die Jugendherberge Uedesheim gilt als Option.

(NGZ)
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