Neuss Widerstand gegen Flüchtlinge im Stadion

Neuss · Die Bürgerinitiative "Rettet das Jahnstadion" macht gegen ein Übergangswohnheim im Jahnstadion mobil. Mit Erfolg. Das große Einvernehmen der Politik beim Thema Ausländer zeigt erste Risse. Verwaltung will das Konzept durchsetzen.

 Der alte Bolzplatz am Jahnstadtion soll Standort eines Übergangswohnheimes sein.

Der alte Bolzplatz am Jahnstadtion soll Standort eines Übergangswohnheimes sein.

Foto: woi

Die Bürgerinitiative (BI) "Rettet das Jahnstadion" stemmt sich gegen ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge, das auf der Sportanlage errichtet werden soll. BI-Sprecherin Frauke Arndt wirft der Verwaltung vor, eine intakte Grün- und Sportanlage zu bebauen und "eine intakte Infrastruktur mit einem hohen Freizeitwert zu zerstören". Die Verwaltung jedoch zeigt sich entschlossen, "das Konzept einer gleichmäßigen Verteilung auf alle Stadtteile umzusetzen", wie es in einer Mitteilung heißt. Aber die große Geschlossenheit der Politik beim Thema Flüchtlinge zeigt erste Risse - und gestern wurden Zäune von Privatgärten direkt am geplanten Standort mit Stacheldrahtrollen bekrönt.

Die Stadt muss bis Ende 2017 Unterkünfte für bis zu 2000 Flüchtlinge schaffen. Das soll dezentral an 27 Standorten geschehen. Das Konzept dazu mit sämtlichen Standorten wurde frühzeitig öffentlich gemacht und von keiner Fraktion zum Gegenstand einer kontroversen Debatte gemacht. Zumindest beim Standort Jahnstadion wackelt nun die SPD.

"Vielleicht sollte man von einer Unterbringung im Jahnstadion Abstand nehmen und sich auf den Standort Konrad-Adenauer-Ring und die beiden GWG-Gebäude am Glehner Weg konzentrieren", erklärt der Stadtverordnete Sascha Karbowiak im Anschluss an eine Bürgerversammlung seiner Partei, bei der Arndt die Ansicht der Bürgerinitiative darstellen konnte. Die CDU zeigt sich standhafter: Das Übergangswohnheim entstehe auf dem nicht mehr genutzten Bolzplatz, eine intakte Sportanlage werde gar nicht genutzt, hielt CDU-Bürgermeisterkandidat Thomas Nickel beim Ortstermin den Befürchtungen der Anwohner entgegen.

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Foto: Dieter Weber

Im Stadionviertel sei die Stimmung in Bezug auf die Aufnahme von Flüchtlingen durchweg positiv, betont Arndt. Sie sieht das Quartier aber übermäßig belastet, weil auch am Konrad-Adenauer-Ring, in Nachbarschaft der Internationalen Schule, eine Unterkunft gebaut werden soll. Gegen den Standort oder die Nutzung der Häuser Glehner Weg 17 und 19 direkt am Jahnstadion habe niemand etwas, stellt sie klar. Beide Optionen hat auch die Verwaltung im Blick, sie sind aber aus Sicht des Sozialdezernenten Stefan Hahn mit Unsicherheiten verbunden. Die Häuser am Glehner Weg gehören der Gemeinnützigen Wohnungs-Genossenschaft (GWG), sagt Hahn und böten für maximal 20 Menschen Platz. "Ob die GWG uns die vermietet, ist völlig offen", sagt er. Und für den Standort am Konrad-Adenauer-Ring müsse der Bebauungsplan geändert werden. Angesichts der Verfahrensdauer und mit Blick auf das Ergebnis sei nicht absehbar, ob und wann die Stadt über die Fläche verfügen könne.

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Nach einem Ortstermin mit der Bürgerinitiative hatte die Verwaltung den Standort "Bolzplatz", der möglicherweise entlang des Spielplatzes am Glehner Weg erschlossen wird, präzisiert. Doch auch die nachgebesserte Variante fällt bei den Anwohnern durch. "Wir werden alle Möglichkeiten erarbeiten, hier eine andere Lösung zu suchen", sagt Arndt. Die Stadtverordneten und Bürgermeisterkandidaten sollen zuvorderst dafür gewonnen werden, "gute Standorte zu erkennen und falsche Pläne zu korrigieren".

(NGZ)
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