Neusser Woche Bürgermeister-Kandidatur Wie Grüne und FDP Thomas Nickel stützen

Neuss · Die Grünen und die FDP tun Gegensätzliches und dienen doch beide nur dem selben Ziel: Thomas Nickel soll neuer Neusser Bürgermeister werden.

Wenn Thomas Nickel heute Abend eine gute Flasche Rotwein entkorkt, um mit seiner Frau Ruth aufs Wochenende anzustoßen, dann tut er das als Gewinner der Woche. Favorit auf die Napp-Nachfolge ist er ohnehin, doch jetzt zeichnet sich auch noch eine Kandidatenliste ab, die ihm in die Karten spielt. Im Wettbewerb mit Herausforderer Reiner Breuer (SPD) kann sich Nickel über strategische Unterstützung der beiden kleinen Parteien freuen.

Zunächst stellen die Grünen, mit Nickels CDU über eine Ratskoalition verbunden, eine eigene Bewerberin auf. Dabei handelt es sich nicht um einen Affront gegen den schwarzen Partner, sondern schlicht und einfach um Wahlhilfe für Nickel. Susanne Benary-Höck bindet die Grünen-Stimmen, die ansonsten zu Breuer wandern würden. Experten schätzen, dass rund 80 Prozent des Grünen-Wählerpotenzials trotz einer erfolgreichen Bilanz von Schwarz-Grün im Rat, nicht bereit wären, einen 68-jährigen Schützenpräsidenten zum neuen Bürgermeister zu wählen. Weil die Parteistrategen das erkannt haben, wurde Benary-Höck als Stimmen-Abfangjäger ins Rennen geschickt.

In den Kreis der Nickel-Unterstützer tritt zudem die FDP ein. Zwar steht der formale Beschluss eines Sonderparteitages noch aus, doch angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der Partei besteht kein Zweifel: Die FDP lässt ihr bürgerliches Zugpferd Hermann-Josef Verfürth im Stall. Davon profitiert allein Thomas Nickel, der jetzt sogar von der absoluten Mehrheit im ersten Wahlgang am 13. September träumen darf.

Darüber wie der oppositionellen FDP dieser generöse Verzicht gelohnt wird, schweigen die Strippenzieher sich unisono aus. Klar ist aber schon heute, dass sich die Liberalen als "Koalition hinter der Koalition" zu positionieren versuchen, um nach der Wahl nicht ohne Einfluss dazustehen. Würde Breuer gewinnen, ist eine Große Koalition wahrscheinlich - ein liberales Zünglein an der Waage würde nicht mehr gebraucht. Aber ohne Einfluss und Macht macht den Altliberalen Köppen und Rohde Politik keine Freude.

(NGZ)
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