Radevormwald Migranten suchen die psychologische Beratung

Radevormwald · Auf große Resonanz stößt die wöchentliche Beratung für Familien mit Migrationshintergrund, die die Psychologische Beratungsstelle Herbstmühle aus Wipperfürth seit mehr als einem halben Jahr in Rade anbietet. Der türkische Psychologe Okan Tunç kommt donnerstags von 14 bis 18 Uhr ins Caritashaus. "Das Angebot hat sich herumgesprochen", sagt der Leiter der Beratungsstelle, Ansgar Nowak. Sogar aus Köln und Bergneustadt gab es Anfragen. Vorerst wolle sich die Beratungsstelle auf Familien aus der Region, vorrangig aus Rade, Wipperfürth und Hückeswagen konzentrieren.

Die Ratsuchenden haben in erster Linie Fragen zur Anpassung und zur deutschen Kultur. Was Nowak verwundert, denn bei ihnen handelt es sich häufig um Ausländer, die in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland leben. In den Beratungen geht es etwa um das Schulsystem oder Lebensschwerpunkte. "Wir helfen ihnen dabei, dass ihre Kinder mehr Selbstständigkeit entwickeln", berichtet Nowak.

Mitunter müssten auch kulturelle Brücken geschlagen werden zwischen der islamischen Welt, in der viele Migranten lebten, und der modernen westlichen Welt. So muss Tunç Fragen beantworten wie: Darf das 14-jährige Mädchen abends weggehen? Wie darf es sich kleiden oder schminken? Vor allem die Väter bräuchten Antworten, seien sie doch mitunter überbehütend und versuchten, Familientraditionen aufrechtzuerhalten. Nowak: "Es ist erstaunlich, dass Familien in der dritten Generation solche Fragen stellen." Da müsse man sich fragen, was bisher gelaufen sei - "offenbar wenig an Integration", sagt Nowak. Da hätten sich Parallelwelten entwickelt. Während bei deutschen Familien meist Jugendliche bei der Herbstmühle um Rat fragten, kommt bei den Migranten die ganze Familie. Bei den Einheimischen sind es die Mütter, die um Termine bäten, bei den Ausländern die Väter.

(büba)
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