Ratingen Auf der Suche nach Begleitung im Leben

Ratingen · Die Tiefenbroicherin Silvia Fischer lässt sich in der Osternacht von Pfarrer Ludwin Seiwert taufen - mit 26 Jahren.

 Erste Berührungen mit Kirche und Glaube hatte Silvia Fischer, hier im Gespräch mit Pfarrer Ludwin Seiwert, in der Grundschule und durch ihre Großmutter: "Sie hat mir viel vermittelt über Gott und das Leben von Jesus. Ich habe sie öfter in die Kirche begleitet."

Erste Berührungen mit Kirche und Glaube hatte Silvia Fischer, hier im Gespräch mit Pfarrer Ludwin Seiwert, in der Grundschule und durch ihre Großmutter: "Sie hat mir viel vermittelt über Gott und das Leben von Jesus. Ich habe sie öfter in die Kirche begleitet."

Foto: achim blazy

Zwei Sachen stehen für Silvia Fischer fest an ihrem großen Abend: "Ich habe mir schon vor einigen Wochen das Kleid ausgesucht, das ich tragen werde. Und ich werde richtig nervös sein", erzählt die 26-Jährige. Lampenfieber vor einem großen Auftritt? Weit gefehlt, die gebürtige Düsseldorferin lässt sich in der Osternacht von Pfarrer Ludwin Seiwert taufen. "Meine Eltern haben mich als Kind nicht taufen lassen, weil sie wollten, dass ich mich später selbst entscheide, wie ich zum Glauben stehe", sagt Fischer. Erste Berührungen mit Kirche und Glaube hatte sie in der Grundschule - und durch ihre Großmutter: "Sie hat mir viel vermittelt über Gott und das Leben von Jesus. Ich habe sie öfter in die Kirche begleitet. Dass ich mich nun taufen lasse, erlebt sie leider nicht mehr", sagt die Kundenbetreuerin im Einzelhandel.

Für Seiwert gehört es in seinen fast 50 Jahren im Dienste der Katholischen Kirche zu einer der selteneren Aufgaben, einen Erwachsenen zu taufen: "Das kommt vor, in der Regel sind es aber ein oder zwei Fälle im Jahr." In mehreren Gesprächen hat der Pfarrer sein neues Gemeindemitglied kennengelernt und dabei etwas festgestellt: "Bei ihr ist es ähnlich wie bei fast allen jungen Erwachsenen, die sich zu einer Taufe entschließen. Einen wirklichen Grund dafür können sie nicht nennen." Wer denkt, es ginge dabei darum, dass die Taufe für die Heirat oder eine Arbeitsstelle in einem katholischen Kindergarten benötigt wird, der irre, so Seiwert: "Wenn man den Partner fürs Leben findet, heißt es doch auch oft, wo die Liebe hinfällt. Und ich denke, dass ist beim Glauben auch so. Plötzlich ist er da." Auch Fischer kann ihren Wunsch nach der Zugehörigkeit zur Gemeinde nicht erklären: "Schon während der Schulzeit habe ich darüber nachgedacht. Letztes Jahr wurde der Wunsch immer größer, weshalb ich Kontakt zur Gemeinde aufgenommen und mich informiert habe."

Ob sie sich davon etwas verspricht? "Religion ist so etwas wie eine Lehre, die die Menschen durchs Leben begleitet. Die zehn Gebote gibt es schließlich nicht umsonst", sagt die Tiefenbroicherin, die täglich mit Bus und Bahn zu ihrer Arbeitsstelle nach Krefeld pendelt. Trotzdem möchte sie sich nach der Osternacht gerne in der Gemeinde engagieren: "Wenn ich gebraucht werde, möchte ich mich gerne einbringen." Eine Ankündigung, die Pfarrer Seiwert gerne hört: "Wir sind immer auf der Suche nach ehrenamtlichen Helfern."

Rund 9500 Mitglieder hat die Gemeinde, zu der neben Tiefenbroich auch West gehört. Aus Silvia Fischers Umfeld ist kaum jemand darunter. Negative Reaktionen auf ihre ganz bewusste Entscheidung für Gott und Jesus Christus hat sie nicht erfahren: "Alle haben sehr interessiert zugehört, als ich davon erzählt habe. Das hat mich sehr gefreut." Begleitet wird sie an diesem Abend von ihrer Mutter. "Das ist mir sehr wichtig", so Fischer. Und auch einige andere enge Bekannte haben ihr Kommen zugesagt.

Für Pfarrer Seiwert ist die Vorbereitung des erwachsenen Täuflings besonders wichtig: "Wir haben uns in den vergangenen Wochen regelmäßig getroffen. So kann ich Frau Fischer besser kennenlernen. Und das finde ich für eine Taufe sehr wichtig." Diese Taufe wird übrigens ähnlich ablaufen wie bei einem Kleinkind: Nur dass Silvia Fischer wohl nicht weinen wird, wenn sie mit dem Heiligen Wasser in Kontakt kommt.

(wol)
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