Heiligenhaus Biblische Szenen - modern gespielt

Heiligenhaus · Die Musical-AG der Realschule inszeniert die klassische Weihnachtsgeschichte aus ganz eigener Perspektive.

 Am heutigen Samstag zeigen die Schüler Ausschnitte des Mini-Musicals auf der Bühne des Heiligenhauser Weihnachtsmarktes am Rathausplatz.

Am heutigen Samstag zeigen die Schüler Ausschnitte des Mini-Musicals auf der Bühne des Heiligenhauser Weihnachtsmarktes am Rathausplatz.

Foto: Achim Blazy

So gerne hätte Musiklehrerin Kerstin Enzweiler die Titelrolle der Suleila mit einer Muslima besetzt. Da sich in der eigens für das Musical gegründeten Arbeitsgemeinschaft (AG) an der Realschule Heiligenhaus keine Schülerin dieses Glaubens fand, übernahm Mirja Mickels den Part. Für mehr optische Authentizität bekam sie eine pechschwarze Langhaarperücke aufgesetzt - und schon war sie das junge Mädchen aus dem Iran namens Suleila. Bereits Mittwoch traten die AGler in einer Vorstellung vor Grundschülern auf, Donnerstag folgten dann weitere Auftritte vor Mitschülern sowie der Verwandtschaft. Und am heutigen Samstag entern die Schüler mit Ausschnitten des Mini-Musicals die Bühne des Heiligenhauser Weihnachtsmarktes.

Zwölf Kinder aus den Jahrgangsstufen fünf und sechs hatten sich seit Beginn des neuen Schuljahrs ein Mal wöchentlich mit Kerstin Enzweiler getroffen, um das Stück einzustudieren. Nach "Alice im Wunderland" der zweite Beitrag, den die AG auf die Bühne brachte. Suleila ist mit ihren Kumpel Kira (Charline Schäfer) und Pascal (Kimberly Ziemer) unterwegs, als die Mädchen auf Otto (Dennis Siever) treffen. Zufällig kommen alle miteinander ins Gespräch.

Und weil auch Otto obdachlos ist, wie es einst die schwangere Maria sowie Nichtkindsvater Joseph waren, ist die gedachte Brücke zur Weihnachtsgeschichte geschlagen. "Eine Krippe? Was ist das?", fragt Suleila und ist verblüfft, dass Gottes Sohn nicht mit abgefeuerten Böllerschüssen und medialem Tamtam an einem Königshof, sondern einem schnöden Stall geboren wurde. "Ih, da stinkt's doch." Auch das Verhältnis der Christen und deren direkter Draht via Jesus zu Gott fand eine moderne Interpretation: "Jesus ist also so eine Art Handy zu Gott."

Links vor der eigentlichen Bühne platziert saß das Erzählquartett. Hinter dem sich zu Schauplatzwechseln immer wieder schließenden roten Vorhang agierte mit Nele Worm, Johanna Osteresch, Gina Ziemer, Michael Schülling, Christian Schirrah, Hannah Kuchenbecker, Merlin Jansen und Vanessa Schäfer der Rest des Ensembles. Kai Schellmat, der den Herbergsvater gab, spielte sogar an Krücken. Sie sangen sich relativ noten- und textsicher durchs Programm und verloren nie den Faden, weil AG-Leiterin Kerstin Enzweiler in Personalunion Dirigentin und Souffleuse gab.

Weil der Preis für die Aufführungsrechte zu astronomisch und für die Realschule nicht stemmbar gewesen wäre, wurde auf das live spielende Begleitorchester verzichtet. Anstelle dessen wurde ein Playback zum Livegesang der Realschüler verwendet. Bemerkenswert waren auch das Bühnenbild, das Teilnehmer der Kunst-AG mit Lehrerin Claudia Luderich entworfen und gefertigt hatten, sowie die Kostüme. Sie waren quasi in Eigenregie und unter Mitwirkung der Eltern entstanden.

Die Aufführungen waren viel beklatscht und bleiben ein schöner Beitrag für die musikalische Gestaltung der Adventszeit.

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