Ratingen Hoffnung und Pfannkuchen

Düsseldorf · Über "Jüdisches Leben heute in Nordrhein-Westfalen" sprach Michael Rubinstein von jüdischen Landesverbänden in NRW im Rahmen der Jüdischen Kulturtage im Medienzentrum. Der Verein Schalom servierte typische Speisen.

Am Mittwochabend stand das Medienzentrum erneut im Zeichen der noch bis 14. April dauernden, landesweiten Jüdischen Kulturtage. Mit dieser Veranstaltungsreihe sollten vertiefte Einblicke in das gegenwärtige jüdische Leben gewährt werden – am Mittwoch mit einem Vortrag zum Thema "Jüdisches Leben heute in Nordrhein-Westfalen" sowie kleinen, typischen Speisen, die mit der Herkunftsregion der jüdischen Zuwanderer aus ihrer sowjetischen Heimat zusammenhängen.

Hähnchen und Fischfrikadellen

Es gab kunstvolle Rosinen-Quark-Pfannkuchen, Hähnchenrouladen und Miniatur-Fischfrikadellen, allesamt von Mitgliedern des jüdischen Vereins "Schalom" vorbereitet. "Gemeinsam essen und trinken bietet eben überall den passenden Rahmen dafür, dass Menschen miteinander ins Gespräch kommen", sagte Erika Münster. Erfreut war die Leiterin der Stadtbibliothek und des Medienzentrums vor allem deshalb, weil mehr Leute als erwartet zu dem Vortrag erschienen waren.

Eigens dafür angereist war Michael Rubinstein, seines Zeichens Integrationsbeauftragter der drei jüdischen Landesverbände in NRW: Duisburg, Mülheim/Ruhr und Oberhausen. Rubinstein zitierte eingangs den SPD-Politiker und ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau: "Wer ein Haus baut, will bleiben. Ich möchte ergänzen: Wer eine Synagoge baut, will auch, dass seine Kinder und Enkelkinder bleiben. Und er will noch mehr. Er will dem Leben eine Richtung geben, Werte vermitteln, eine Kultur leben und weitergeben." Und: "Es ist ein Geschenk und eine Freude, dass es wieder jüdisches Leben in Nordrhein-Westfalen gibt." Allein in Ratingen sind über 200 jüdische Zuwanderer russischen Ursprungs sesshaft geworden. "Die Ausführungen Rubinsteins zum Kontingentflüchtlingsgesetz von 1990 als Erklärung dafür waren für alle einleuchtend", resümierte Münster. Schließlich sei dieses als Zeichen der Verantwortungsübernahme durch die DDR zum Thema Holocaust der Grund dafür gewesen, dass sich viele Juden aus der Sowjetunion nach Deutschland aufgemacht hatten.

Der in Düsseldorf geborene Rubinstein, dessen Großeltern nach einigen Jahren in Israel nach Deutschland zurückkehrten, bestätigte: "Es macht Hoffnung zu sehen, wie sich die jüdischen Gemeinden in NRW allein in den vergangenen 16 Jahren entwickelt haben. 1990 zählten sie knapp 5000 Mitglieder, heute sind es mehr als 31 000. Ein großer Erfolg."

(RP)
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