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Ratingen Neues aus Thomas Manns Welt

Düsseldorf · Eine neue 38-bändige Ausgabe der Werke Thomas Manns steht kurz bevor, einen großen Korb voller Bücher über den deutschen Schriftsteller, darunter eine über 2500 Seiten starke Biografie von Klaus Happrecht, hatte der Referent zum Stöbern mitgebracht. Aus dieser Fülle einen knapp anderthalbstündigen Vortrag über die politische Position Manns im Nationalsozialismus zu bauen, das bedarf des Kenners und Könners. Büchereileiterin Erika Münster fand ihn erneut im Literaturwissenschaftler und Journalisten Paul Köhnes, der über Thomas Mann seine Magisterarbeit schrieb. Der spannende und anregende Einblick in eine Künstlerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts bekam großen Beifall.

Knapp und anschaulich schilderte Paul Köhnes die wichtigsten Lebensstationen Thomas Manns bis zu Hitlers Machtergreifung, seine familiären und finanziellen Verhältnisse, seine Werke und internationalen Erfolge. Mit 25 war der Autor der "Buddenbrooks" bereits ein Star, mit 54 Nobelpreisträger. So fand sein unerschrockener Wahlaufruf gegen die Nationalsozialisten, die er als das trübe Amalgam bezeichnete, das nur Verwirrung und Unglück stiften werde, 1932 sicherlich Gehör.

Doch wie schon bei Köhnes' Vortrag vor einem Jahr, der sich mit der Zeit um den 1. Weltkrieg befasste, zeigten sich die verschlungenen Wege in Manns politischen Betrachtungen. Aus einem "Unpolitischen", der 1919 nicht verstand, wie ein Volk die Demokratie lieben kann, wurde nach den Ministermorden 1922 ein Verfechter der Republik.

Umso verwirrender waren seine Stellungnahmen ab 1933. Am liebsten wollte er sich aus den Schlingen dieser Welt befreien und schriftstellerisch arbeiten, sehr zur Enttäuschung seiner Kinder. Erst nach Aberkennung seiner Ehrendoktorwürde und der Ausbürgerung kamen scharfe, vielbeachtete Töne an die Öffentlichkeit. Aus dem Exil in der Schweiz erfolgte 1938 der Umzug in die USA. Hier sorgte seine Gönnerin Agnes Meyer dafür, dass er keine Geldsorgen hatte.

So konnte 1939 auch das Essay "Bruder Hitler" erscheinen, in dem sich unbeschreiblicher Ekel mit einer gewissen Bewunderung mischte. Köhnes sprach von einer Pirouette auf dünnem Eis. Moral falle nach Thomas Mann nicht in den Kompetenzbereich des Künstlers. Neben geistreicher Kost reichte er aber auch aus den Tagebüchern des Schriftstellers Schmunzelhappen von unglaublicher Banalität, wie etwa die Beschwerde über unpassende Unterhosengrößen.

(RP)
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