Serie Aktion Tschernobyl Ohne die Gasteltern geht gar nichts

Ratingen · Am Wochenende reisten die ukrainischen Gäste der Aktion Tschernobyl wieder ab.

 Auf der Sportkegelanlage ließen die Kinder aus Tschernobyl mit den Heiligenhauser Gasteltern die Kugel rollen. Spaß hatten dabei alle.

Auf der Sportkegelanlage ließen die Kinder aus Tschernobyl mit den Heiligenhauser Gasteltern die Kugel rollen. Spaß hatten dabei alle.

Foto: Achim Blazy

HEILIGENHAUS Von Heimweh bis Abschiedsschmerz liegen drei Wochen - dazwischen viele tolle Erfahrungen und spannende Begegnungen. 18 Gäste aus dem ukrainischen Kiew waren im Rahmen der 25. Aktion Tschernobyl bis Samstag zu Gast in Heiligenhaus und Umgebung. Die 16 Mädchen und ihre beiden Betreuerinnen traten dann die Rückreise an und ließen 17 Gastfamilien zurück, in und mit denen sie drei Wochen lang gelebt haben.

Und wer die Aktion begleitet, der kennt die strahlenden Gesichter der Kinder, die hier warm und herzlich aufgenommen werden und viel mitnehmen können. Für beide Seiten gibt es dabei regelmäßig spannende Einblicke in die anderen Lebenswelten, viel Spaß und vor allem viele schöne Erinnerungen. Das schweißt zusammen und es ist nicht selten, dass die Familien ihren Gast-Kindern lebenslang verbunden bleiben.

Neben vielen Programmpunkten ist es nämlich vor allem das Zusammenleben, das die Aktion über 25 Jahre so erfolgreich macht. Ganze Gastfamilien oder Gastgroßeltern kümmern sich dabei um die Kinder und wachsen dabei wirklich zusammen. Und natürlich laufe nicht alles problemlos, jedes Jahr bringe seine eigenen Herausforderungen mit, doch gemeinsam finde man Lösungen, wissen die Organisatoren aus Erfahrung. Sprachliche Barrieren werden ganz praktisch abgebaut, "man kann sich immer irgendwie verständigen", sagen die Eltern regelmäßig. Ob mit Händen und Füßen oder auch einfach mal eben im Internet suchen. So manche der Kinder, die bereits zum wiederholten Male dabei sind, sprechen die Sprache dabei immer besser. In anderen Fällen erinnert sich so manches Gastelternteil an den eigenen Russisch-Unterricht, eine Sprache, die dem Ukrainischen ähnlich ist.

"Auch Berufstätigkeit ist kein Hemmnis", sagt Organisatorin Gaby Slotta. "Dafür gibt es die Morgenbetreuung, in der die Kinder gut aufgehoben sind, oder es finden sich andere Eltern, die einspringen." Trotzdem seien die drei Woche für alle sehr intensiv, danach sei man schon mal ganz schön geschafft, aber die positiven Momente überwiegen. Einer der die Aktion schon seit Anbeginn begleitet, ist Peter Ihle. Er war damals noch Bürgermeister und führte den Brauch ein, die Gäste im Rathaus zu begrüßen. Auch das kommt bei den Gästen gut an. 1996 hatte er erstmals Gäste im Haus, Betreuerin Irina und ihren Sohn Maxim. Er konnte dabei viel über das Land, aber auch über die Reaktorkatastrophe und ihre Auswirkungen erfahren. Bis heute ist er der Aktion eng verbunden und hat Kiew bereits selbst besucht.

"Es ist dringend notwendig, diese Aktion durchzuführen, denn sie sorgt auch dafür, dass Unwissenheit, und manchmal sogar Feindbilder abgebaut werden." Das weiß auch Gaby Slotta: "Die Kinder zehren lange von ihren Erfahrungen hier, wissen die Organisatoren und das ist ein Grund, der sie antreibt. Und die Gasteltern sind sich einig, sie lernen tolle, wissbegierige Kinder kennen, die man ohne die Aktion Tschernobyl nie getroffen hätte.

Gaby und Gerd Slotta sind immer auf der Suche nach Gastfamilien, die Kinder aufnehmen möchten, gerne auch Familien. Weitere Informationen zur Aktion gibt es jederzeit bei den Slottas unter Telefon 02056 4422.

(sade)
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