Ratingen SPD diskutiert über zunehmend ungleiche Einkommen

Ratingen · Die SPD hat zu einer Expertenrunde eingeladen: Wer ist reich, wer ist arm? Von der guten wirtschaftlichen Lage profitieren nicht alle. Denn die Zahl der Hilfebedürftigen in Ratingen steigt.

"Wachsende Einkommensungleichheit - (k)ein Schicksal". Das war der Titel einer Diskussion, zu der die SPD Experten eingeladen hatte. Moderiert von Elisabeth Müller-Witt (Ortsvereinsvorsitzende SPD Ratingen und Landtagsabgeordnete) standen die Fragen im Vordergrund, wie arm und reich definiert werden, wie sich die Grenzen zwischen arm und reich verschoben haben und welche Auswirkungen dies auf unsere Gesellschaft hat.

Dazu präsentierte Dr. Dorothee Spannagel (Expertin für Armuts- und Reichtumsforschung, Hans-Böckler-Stiftung) Zahlen, um den Anwesenden zu erläutern, wer in Deutschland als arm gilt und wie sich die Reichtumsverteilung in Deutschland entwickelt hat und aktuell entwickelt. Sie kam zu dem Schluss, dass sich die Armut verfestigt hat, während der Reichtum angestiegen ist. Die Wahrscheinlichkeit von einer Einkommensschicht in eine andere auf- oder abzusteigen hat dabei abgenommen.

Wer in einem Singlehaushalt monatlich 980 Euro netto zur Verfügung hat, der gilt als arm. Bei über 3000 Euro netto im Monat darf man sich zu den Reichen zählen. Und obwohl die wirtschaftliche Lage Deutschlands gut ist, sind die Lebensbedingungen zum Teil von der Konjunktur entkoppelt, so dass der Grundsatz "Bei steigendem Pegel schwimmen schon alle mit hoch" nicht mehr zum Tragen kommt.

Ingrid Bauer (Tafel Ratingen) legte dar, wie die Situation für sie und ihre Helfer in Ratingen konkret aussieht. Wöchentlich versorgt die Tafel etwa 350 Haushalte mit Lebensmitteln. Das entspricht ungefähr 900 Personen. Vor allem seien Familien betroffen, in denen durch Scheidung oder Tod ein Einkommen fehlt. Auch Rentner, die zu Erwerbszeiten ein niedriges Einkommen hatten, kommen mit den Renten im Alter oft nicht über die Runden.

Einig war sich Bauer hier mit Rainer Bannert (Awo): Oft trifft es Alleinerziehende. Sie finden sich schnell in einem Teufelskreis wieder, der auch durch das Ausüben mehrerer Jobs nicht mehr genug Zeit für die Familie lässt.

Erhard Raßloff (Koordinator Ehrenamtliches Engagement) berichtete, wie wichtig das Ehrenamt in der Gesellschaft geworden sei. Denn obwohl das Ehrenamt sehr breit aufgestellt sei, von der Nachbarschaftshilfe bis hin zur freiwilligen Feuerwehr, eines falle sehr oft und deutlich ins Auge: Es hilft vor allem die menschliche Not zu lindern.

Die Runde wurde komplettiert von Christian Wiglow (Fraktionsvorsitzender SPD Ratingen). Er lieferte auch gleich erste Lösungsansätze: Die Stadt und das Land können und müssen verstärkt ein kostenfreies und ausreichendes Bildungsangebot garantieren.

(RP)
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