Homberg Von der Kinderprinzessin zur Retterin

Homberg · Leonie Ritter ist in der Freiwilligen Feuerwehr und im Karneval aktiv. Ihr Hobby Feuerwehr will sie zum Beruf machen.

Eigentlich war der Weg von Leonie Ritter vorgezeichnet. Sie wohnt nicht nur in Sichtweite des Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr Homberg, auch in ihrer Familie spielt die Feuerwehr eine große Rolle. "Da habe ich mir dann irgendwann gedacht, das will ich auch", erzählt die 19-Jährige lachend. Und dieses irgendwann kann sie sogar ganz genau benennen. "Wir waren mit der Schule anlässlich des Girls Day bei der Feuerwehr. Dort haben wir gesehen, wie mit Schere und Spreizer an einem Auto gearbeitet wurde. Das war für mich letztlich der entscheidende Punkt."

Und so trat sie 2009 in die Jugendfeuerwehr ein. Knapp zwei Jahre ist sie nun vollwertiges Mitglied im Homberger Löschzug - und das mit viel Engagement: "Mir macht es einfach wahnsinnig Spaß in dieser Gruppe." Insgesamt vier Frauen sind in ihrem Löschzug aktiv, sie ist die Jüngste. Doch Welpenschutz oder gar Annehmlichkeiten, weil sie eine junge Frau ist, gibt es nicht: "Hier machen alle alles. Da ist es egal, wie alt ich bin und welches Geschlecht ich habe." Dass es bei der Feuerwehr schon einmal etwas rauer zugeht im Ton, stört sie nicht: "Das ist hier so. Im Einsatz oder bei Übungen kann man sich nicht immer mit Samthandschuhen anfassen."

Ihre Grundausbildung hat sie bereits absolviert. An ihren ersten Einsatz kann sie sich noch gut erinnern: "Das war eine Alarmierung wegen Gasgeruch. Wir waren nicht so viele Leute, so dass es hieß, dass ich in den Angriffstrupp muss." Da hieß es schnell Atemschutz anlegen und dann los. Auch wenn es sich letztlich um einen Fehlalarm handelte, in Erinnerung blieben diese Minuten bei der jungen Feuerwehrfrau dennoch: "Das war schon sehr aufregend." Am meisten Spaß machen ihr übrigens die Aufgaben im Bereich der technischen Hilfeleistung: "Mit Schere und Spreizer zu arbeiten ist schon eine tolle Sache."

Vom Feuerwehrvirus ist sie komplett infiziert, will das Hobby nach ihrem Studium der Sicherheitstechnik auch zum Beruf machen: "Ich fände es schon toll, später einmal in Ratingen bei der Berufsfeuerwehr im gehobenen oder höheren Dienst zu arbeiten. Aber mal schauen, wie sich alles entwickelt. Ich würde schon gerne hier bleiben. Das ist meine Heimat, hier fühle ich mich wohl." Dass sie mit der Feuerwehr viel Freizeit für ein Hobby opfert, das nicht unbedingt dem Mädchenklischee entspricht, überrascht nicht. Schon in der Liebfrauenschule, die sie vor dem Berufskolleg besuchte, war sie interessiert am Thema Informatik: "Damals haben wir einen einfachen Roboter programmiert", erzählt sie.

Zum Ausgleich für den Nervenkitzel bei der Feuerwehr tanzt die 19-Jährige seit dem vergangenen Jahr im Pagettencorps der Prinzengarde blau-weiß. "Das hat mich schon länger interessiert, aber irgendwie hat sich das vorher nie ergeben", so die Hombergerin, die 2005 Kinderprinzessin im Karneval war. Da liegt die Frage nah, ob's denn auch ein Wunsch wäre, einmal bei den Erwachsenen Prinzessin zu sein: "Ich weiß nicht. Ich glaube, das wäre mir zu stressig." Aber - und so schließt sich der Kreis - der Kontakt zur Prinzengarde kam über einen Feuerwehrkameraden zustande.

Wenn es dann doch mal etwas ruhiger im Leben zugehen soll, schlägt Leonie Ritter auch mal leisere Töne an. Sie spielt nämlich Geige: "Aber nur zu besonderen Anlässen wie Weihnachten", lacht die 19-Jährige. Feuerwehrchef René Schubert freut sich übrigens über den weiblichen Nachwuchs: "Die Zeiten, in denen junge Frauen in der Feuerwehr belächelt wurden, sind lange vorbei." Und deshalb wirbt er gleich auch noch für Nachwuchs: "Sowohl bei der Jugend- und Berufsfeuerwehr als auch bei den Freiwilligen suchen wir Verstärkung - egal ob weiblich oder männlich."

(wol)
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