Remscheid Ein Wechselbad der Gefühle

Remscheid · Westdeutsches Tourneetheater Remscheid startete mit "Babytalk" in den Frühling.

 WTT-Premiere von "Babytalk" mit Kristina Otten und Erik Rentmeister.

WTT-Premiere von "Babytalk" mit Kristina Otten und Erik Rentmeister.

Foto: Jürgen Moll

Mit einer grandiosen Premiere startete am Samstagabend das Westdeutschen Tourneetheater Remscheid in den Frühling: "Babytalk" von Peter Lund und Thomas Zaufke in der Regie von Erik Rentmeister. In diesem Zwei-Personen-Stück um Charlotte (Kristina Otten) und Robert (Erik Rentmeister) mit Klavierbegleitung (Robert Bonsmann mit einfühlsamen Spiel) geht es nur vordergründig um Familienplanung - Kind(er) ja oder nein?

Dahinter steht die zentrale Frage: Was bedeutet Glück? Materielle Sicherheit? Beruhigende Beziehungen? Charlotte und Robert sind seit 14 Jahren ein Paar. Was macht sie zufrieden? Ein Kind! Plötzlich steht der Gedanke daran im Raum. Er stürzt Charlotte (34) und Robert (36) in ein Wechselbad der Argumente. Otten und Rentmeister lassen die Gefühle ihrer Figuren Purzelbäume schlagen. Mal hat Charlotte Angst um ihre Figur, die "zerschnitten wird wie ein Hühnchen". Vor ihrem Körper, der dann macht, was er will. Und - in leiser Vorahnung - um ihre Beziehung ("Nie wieder Sex!?"). Robert hält dagegen - männlich, hart: "Ich will ein Kind!" Schließlich entscheidet sich Charlotte unvermittelt doch für ein Kind ("Es heißt Martha") und jetzt bekommt Robert die Krise: "Ich fühle mich alt."

Das alles läuft launig ab, Lacher gibt es zuhauf. Und die Spannung steigt. Otten und Rentmeister fesseln. Was kommt auf die beiden zu? Die Zuschauer beginnen, mitzuleiden, als Charlotte offenbart, zweimal abgetrieben zuhaben. Robert ist am Boden zerstört: "Lass' mich an meine Frau glauben!" Das Geschehen wandelt sich zur schwarzen Komödie. Charlotte erinnert sich an ein Spiel ihrer Kindheit: "Vater, Mutter, totes Kind". Aber noch siegt die Liebe.

Jetzt wollen beide das Kind. Die Zeugung klappt nicht auf Anhieb. Robert versagt herrlich komisch. Charlotte verführt ihn überraschend und danach ist sie schwanger.

Rosarote Gefühle pur folgen. Die Besucher freuen sich. Ist das jetzt das große Glück? Von wegen. Robert wird mit Schwangerschaftsstress nicht fertig, er trifft sich heimlich mit Charlottes bester Freundin. Charlotte kapselt sich ab. Sie verliert ihr Kind ("Das Ding in meinem Bauch") und verheimlicht es. Als es Robert endlich erfährt, ist er am Boden zerstört. Das Vertrauen ist auf beiden Seiten futsch. Streit eskaliert in einer dramatischen Szene und Robert schlägt Charlotte.

Das gesamte Theater leidet. Trennung folgt, beim Wiedersehen blüht noch einmal alte Leidenschaft und Charlotte ist erneut schwanger. Aber das Kind wird nicht zusammen mit Mama und Papa aufwachsen. Kristina Otten und Erik Rentmeister haben den heftigen Beifall - Rentmeister auch für seine geschickte Regie - hoch verdient. Ein Stück, das unter die Haut geht - mit Lachen und (heimlichem) Weinen.

(RP)
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