Volleyball Ausprobiert: Auf Kuschelkurs mit der Volleyball-Fernbeziehung

Remscheid · Der Volleyball und ich. Wir waren noch nie beste Freunde. Man könnte unsere sehr ferne Beziehung auch als "Ausreichend Minus" bezeichnen. So sagt es zumindest meine Note aus dem Sportunterricht der achten Klasse. Der Stachel schmerzt heute noch.

 Ballsport-Therapie: BM-Mitarbeiterin Lisa Meyer (vorne rechts) beim Versuch, sich mit dem Volleyball wieder zu versöhnen.

Ballsport-Therapie: BM-Mitarbeiterin Lisa Meyer (vorne rechts) beim Versuch, sich mit dem Volleyball wieder zu versöhnen.

Foto: hertgen

Aber auch die Beziehung zu dieser Sportart hat eine zweite Chance verdient. Vermittler und "Paartherapeut" ist Klaus Triesch, Vorsitzender des Remscheider TV, Volleyball-Trainer und -Funktionär. Ich darf also bei der dritten Damenmannschaft in der Turnhalle der Hauptschule Wilhelmstraße mittrainieren.

"Ich übernehme heute das Aufwärmprogramm", sagt RTV-Spielerin Anna Müller. Hütchen-Sprints, Sit-Ups und Sprünge ans Netz - solange noch kein Ball im Spiel ist, macht das Training auf jeden Fall richtig Spaß. "Es geht los mit unterem Zuspiel in Dreiergruppen", ordnet jetzt Klaus Triesch an. Volleyballerin Ezgi Sözen pritscht den Ball in meine Richtung. Ich strecke meine Arme und kreuze meine Finger. Der Ball prallt auf und fliegt unkoordiniert zur Decke.

"Du musst ruhig bleiben, wenn der Ball kommt. Einfach nur die Arme hinhalten. Dann kannst du den Ball auch besser kontrollieren", sagt Triesch. "Okay", antworte ich nur. Dass ich am liebsten meine Arme einfach nur wegziehen würde, sobald der Ball auf mich zugeflogen kommt, sage ich lieber nicht. Ohnehin ist schon jedes Gefühl aus meinen Unterarmen gewichen. Dafür verfärbt sich meine Haut vom Baggern zunehmend dunkelrot. "Wir sind schon abgehärtet. Wenn du öfter spielst, tut es auch nicht mehr so weh", versucht Luisa Neldner mich zu ermutigen. Prima. Danke.

"Alle Bälle raus. Annahme üben", reißt Triesch mich aus meinen Gedanken. Ich stehe jetzt am unteren Ende der Halle. Um mich herum gefühlte 100 Volleybälle. So sieht einer meiner schlimmsten Albträume aus. "Den Arm strecken und dann den Ball mit dem Handgelenk über das Netz schlagen", erklärt Anna mir die Bewegung. Ich nicke unkonzentriert. Bin viel zu sehr damit beschäftigt, den Volleybällen auszuweichen, die die RTV-Spielerinnen wie Kanonen in unsere Richtung schmettern.

Jetzt aber: Ich passe eine freie Sekunde ab, werfe den Ball mit der linken Hand hoch, um ihn dann mit meinem rechten Arm über das Netz zu schmettern. Getroffen! Der Ball fliegt hoch. Leider aber auch genauso nahe wieder runter. Drei Meter vor dem Netz prallt er auf den Hallenboden. Und meine Hoffnungen auf den nicht minder harten Boden der Realität.

Es ist aus zwischen uns, lieber Volleyball. Aber es liegt nicht an dir. Es liegt an mir. Da hilft auch kein Paartherapeut.

(RP)
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