Anstoss Gepflegter Beinschuss - sogar die Bayern gäbe es für lau

Remscheid · Die überwältigende Mehrheit der Fußballclubs im Kreis hat bei der Arbeitstagung entschieden, dass bei Freundschaftsspielen künftig keine Eintrittsgelder mehr genommen werden. Das war vielleicht gut gemeint, birgt für einige Vereine aber eine unliebsame Überraschung.

Eintritt? Nein, danke! Nach kurzer Diskussion waren sich die Vertreter der Fußballvereine im Kreis Remscheid bei ihrer Arbeitstagung rasch einig, dass sie künftig bei Freundschaftsspielen von den Zuschauern keinen Eintritt mehr verlangen wollen. Das wurde mit überwältigender Mehrheit in der folgenden Abstimmung so beschlossen und ist beim Kreis mithin aktenkundig und rechtskräftig.

Dieser Beschluss wird allerdings zu einem Bumerang. Nicht nur für die Kassierer der Clubs, von denen sich einige schon bei der BM-Sportredaktion empört haben, wie so ein Beschluss zustande kommen kann, der die Einladung von Schiedsrichtern oftmals von vorneherein als Minusgeschäft deklariert. Auch die Vereine müssen sich nun darauf einstellen, dass nicht nur bei Test-Kicks zwischen - sagen wir: FC 04 Hückeswagen und SSV Dhünn - freier Eintritt gilt. Ungewollt betrifft das ebenso für Spiele gegen namhafte Gegner aus höheren Ligen.

Beispiel FC Remscheid: Beim Landesligisten kämpft die Vereinsführung nicht aus Langeweile darum, nach dem zu erwartenden Abriss des Röntgen-Stadions weiter auf Naturrasen, also in Reinshagen spielen zu können. Dahinter steckt das handfeste finanzielle Interesse, weiter Freundschaftsspiele gegen namhafte Gegner austragen und dadurch Einnahmen generieren zu können, um dem Etat auf die Sprünge zu helfen. Im kommenden Jahr möchte der FCR gerne gegen den großen "Effzee" aus Köln und dessen Profis antreten. Das würde sicher viele Zuschauer anziehen, aber ob die dann auch Eintritt zahlen müssen, scheint nach dem Beschluss des Kreistags plötzlich ziemlich unwahrscheinlich. Ob Bayern oder Bergisch Born - Freundschaftsspiel ist Freundschaftsspiel. Auch ein Umdeklarieren, zum Beispiel als Benefizspiel, würde an diesem Charakter nichts ändern.

Beispiel TS Struck. Am 4. September kommt die Traditionsmannschaft des 1. FC Köln zum Neuenhof. Tickets kosten sechs Euro, ermäßigt fünf Euro. Alles nach dem Beschluss bei der Arbeitstagung null und nichtig? Stell Dir vor, die (ehemaligen) Profis kommen, und Du hast keine Einnahmen - mit diesen Folgen hatten die Vereinsvertreter bei ihrer Abstimmung garantiert nicht gerechnet.

Beim Kreis war man auf Nachfrage der BM ratlos. "Natürlich hatten alle nur die normalen Testspiele in der Vorbereitung im Kopf, als darüber diskutiert und abgestimmt wurde", sagt Aylin Caliskan vom Kreisfußballausschuss. Manfred Neufeld (Solingen), Beisitzer im Fußballausschuss des Fußballverbandes Niederrhein und Augenzeuge der Remscheider Arbeitstagung, war ob der Abstimmung überrascht: "Man hätte den Passus einbauen sollen, dass bei Spielen gegen höherklassige Gegner, meinetwegen ab der Oberliga, doch Eintritt genommen werden darf." Lothar Weber (Wermelskirchen), Vorsitzender der FVN-Verbandsspruchkammer, räumte ebenfalls ein: "Wenn das beschlossen wurde, dann ist das eben so und gilt für alle Freundschaftsspiele."

Zwar heißt es im Zweifelsfall auch: Wo kein Kläger, da kein Richter. Aber: Kann sich ein Verein sicher sein, keine Neider zu haben, die petzen? Beim Geld hört ja bekanntlich die Freundschaft spätestens auf.

Fazit: Bei der nächsten Arbeitstagung sollten die Vereinvertreter vorsichtiger mit Abstimmungen sein. Sonst resultiert daraus womöglich ein fulminanter Beinschuss - durch die eigenen Beine.

HENNING SCHLÜTER

(RP)
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