Rhein-Kreis Neuss Katastrophenalarm bald per Handy-App

Rhein-Kreis Neuss · Per Modularem Warnsystem sollen im Katastrophenfall Sirenen der Städte und Gemeinden in Gang gesetzt werden. Darüber hinaus können sich Bürger ab dem Frühjahr auch per App auf dem eigenen Handy warnen lassen.

Die Bevölkerung bei Bränden und sonstigen Unglücksfällen zu warnen, ist Sache der Städte und Gemeinden. Bei Katastrophen jedoch, die gesetzlich als "Großschadensereignisse" definiert werden, sind die Kreise zuständig. Der Rhein-Kreis Neuss beteiligt sich derzeit mit elf anderen Gebietskörperschaften an einem Pilotprojekt mit einem Modularen Warnsystem (MoWaS).

Dieses hat eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern entwickelt. Genutzt werden soll das System von Bundesdienststellen, Lagezentren der Länder und den Leitstellen von Kreisen und kreisfreien Städten.

Eines der geradezu klassischen Mittel, die Bevölkerung zu warnen, sind Sirenen. Die würden über MoWaS auch als erstes angesteuert. Aus Sicht des Kreises stellt ein funktionierendes Sirenensystem nämlich nach wie vor "das Rückgrat zur Warnung der Bevölkerung" dar, wie es jetzt im Kreistagsausschuss für Rettungswesen, Feuer- und Katastrophenschutz hieß.

Angesichts dessen verschwieg Kreisordnungsamts-Leiter Hans-Joachim Klein nicht sein Bedauern darüber, dass "Sirenen leider nicht mehr flächendeckend vorhanden sind." Die Städte Neuss und Grevenbroich nämlich haben ihre Warnsirenen rundweg abgeschafft, wie nun im Rettungsausschuss zu erfahren war.

In den übrigen Städten und Gemeinden sieht es deutlich anders aus: Am Chemiestandort Dormagen gibt es 24 städtische Sirenen, in Korschenbroich 14, in Meerbusch elf, in Jüchen neun , in Kaarst fünf und in Rommerskirchen deren drei. Um diesen Bestand weiter aufzubauen, beziehungsweise auf den technisch neuesten Stand zu bringen, hatte das NRW-Innenministerium im April 2014 den Kommunen des Kreises rund 216000 Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld wurde entsprechend der Einwohnerzahl an die Städte und Gemeinden verteilt.

Abgesehen von MoWaS würde im Katastrophenfall der Kreis sich auch des Fernsehens wie des Radios bedienen, wobei Hans-Joachim Klein hier insbesondere den Lokalsender NE-WS 89,4 nannte.

Wer absolut sicher gehen will, im Ernstfall Warnungen auch wirklich nicht zu überhören, kann sich schon bald einer App bedienen, die der Bund in diesem Frühjahr zur Verfügung stellen will. Mit der können die sich im Gefahrenbereich aufhaltenden Nutzer durch die zuständige Leitstelle gewarnt und informiert werden.

Ludwig Dickers (CDU) erinnerte an die auch im Rettungsausschuss schon seit vielen Jahren geführte Diskussion um ein zeitgemäßes Warnsystem. Erfreulich ist es aus seiner Sicht, "dass frühere Vorschläge auf teilweise fruchtbaren Boden gefallen sind", sagte der Christdemokrat. Mit der Teilnahme an dem Pilotprojekt sei "ein Schritt nach vorn gemacht" worden, so Ludwig Dickers.

Warnungen via Handy hält der CDU-Politiker für sehr begrüßenswert. Harald Holler (SPD) bedauerte, dass sich Neuss und Grevenbroich "aus Kostengründen" für die Abschaffung ihrer Sirenen entschieden hätten.

(NGZ)
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