Darstellungen der Weihnachtsgeschichte aus aller Welt Wenn der Köbes an der Krippe steht

Darstellungen der Weihnachtsgeschichte aus aller Welt · Die Krippe ist ein halbes Fässchen, und statt der Heiligen Drei Könige eilt mit wehender Schürze der Köbes mit einem Kranz Kölsch herbei: Wer bis zum Ende der Weihnachtszeit an Maria Lichtmess am 2. Februar auf dem "Kölner Krippenweg" durch die Domstadt spaziert, kann sich auf Kunst, Kitsch und Kuriositäten freuen. Zur Geburt eine Runde: Brauer-Krippe in St. Andreas. NGZ-Fotos (3): F. Kirschstein

Die Krippe ist ein halbes Fässchen, und statt der Heiligen Drei Könige eilt mit wehender Schürze der Köbes mit einem Kranz Kölsch herbei: Wer bis zum Ende der Weihnachtszeit an Maria Lichtmess am 2. Februar auf dem "Kölner Krippenweg" durch die Domstadt spaziert, kann sich auf Kunst, Kitsch und Kuriositäten freuen. Zur Geburt eine Runde: Brauer-Krippe in St. Andreas. NGZ-Fotos (3): F. Kirschstein

Die Heiligen Drei Könige haben die Krippe schon fest im Blick. In den 800 Jahre alten Gemäuern der romanischen Kirche St. Andreas an der Komödienstraße kommen sie bis zu ihrem Feiertag am Montag dem Stall von Bethlehem Stück für Stück näher. Mal stehen die Figuren hoch oben neben der Orgel, mal in einer Seitenkapelle, bevor sie am Drei-Königen-Tag an der Anfang der 50er Jahre von dem Dominikaner Adolf Guttenbacher geschaffenen Krippe mit handgeschnitzten Gliederpuppen eintreffen.

Dass neben dieser "Haupt-Krippe" in St. Andreas auch die "Bierbrauer-Krippe" mit Köbes und anderen kölschen Originalen Platz gefunden hat, hat mit einem alten Tafelbild in der Kirche zu tun: Darauf ist der heilige Petrus von Mailand zu sehen, der Schutzpatron der Kölner Brauer. Krippen-Geschichte und Krippen-Geschichten - lebendiger als derzeit in Köln ist dies - natürlich neben der aktuellen Ausstellung im Neusser Clemens-Sels-Museum, so viel Lokalpatriotismus muss sein - kaum zu erleben. Fachkundig geführt oder auf eigene Faust mit einem der vielerorts kostenlos erhältlichen Faltpläne lassen sich im Stadtgebiet genau 100 Krippen entdecken.

Bereits zum siebten Mal zeigt der "Kölner Krippenweg" unter dem Motto "Folget dem Stern!" Weihnachtskrippen der verschiedensten Kulturen. Zu sehen sind die Darstellungen, die von echten Kunstwerken über Meisterstücke des Kunsthandwerks bis zu selbst gebastelten Krippen in Kindergärten reichen, nicht nur in den bekannten Kölner Kirchen, sondern auch in Geschäften, Banken, Brauhäusern oder Büros.

Mit Hänneschen und Bärbelchen: die "kölsche" Krippe.

"Erstmalig im Krippenweg zu sehen sind zum Beispiel eine winterliche Schneelandschaft, die der Verband der Belgischen Krippenfreunde zur Verfügung stellt, eine Indio-Krippe auf zwei Amazonas-Flößen, eine erzgebirgische Bergmannskrippe mit Zinnfiguren, eine speziell für den Krippenweg gestaltete Szene um einen historischen Bahnhof und viele mehr", erklärt Caroline Maria Weber, von "Rheinstil - Büro für Kultur- und Eventmanagement", die für die Organisation des "Kölner Krippenweges" verantwortlich zeichnet. Weitere Krippen stammen aus Österreich - im Schaufenster von "Kriesel" an der Oper stehen die traditionellen "Loahm-Mandln" (Lehm-Männer) aus Innsbruck -, Palästina, Chile, Kenia, Peru, Spanien und vielen Ländern mehr, aber auch von der Kölner Krippenbauerin Lita Mertens, die - sehr schön unter anderem in St. Kolumba an der Brückenstraße - gleich mehrfach vertreten ist.

Ausdruck fast grenzenloser Vielfalt der Weihnachtskrippen und mit Sicherheit auch touristische Attraktion - für Oberbürgermeister Fritz Schramma ist der "Kölner Krippenweg noch mehr: "Vielmehr gibt es zwischen der Domstadt als Stadt der Heiligen Drei Könige und Partnerstadt von Bethlehem sowie dem Krippenweg gleichzeitig eine ideelle Verbindung, die nicht unterschätzt werden sollte." Und Pastor Dr. Winfried Hamelbeck von der Kirchengemeinde St. Michael sieht im Krippenweg auch ein Spiegelbild der Kölner Gesellschaft: "Weihnachten in Köln wird auf so vielfältige Weise gefeiert, wie es der bunt zusammen lebenden Bevölkerung entspricht." Sich davon zu überzeugen fällt nicht schwer.

Kölner Tradition: eine Krippe von Lita Mertens.

In der Jesuitenkirche St. Maria Himmelfahrt an der Marzellenstraße zum Beispiel feiert traditionell die italienische Gemeinde Kölns ihre Gottesdienste, entsprechend werden auch "italienische Krippen" gezeigt. In vier großen Kästen sind Darstellungen der Weihnachtsgeschichte zu sehen, etwa die Verkündigung durch den Engel Gabriel oder die Begegnung von Maria und Elisabeth. Das Besondere: Die Krippen verfügen über eine ausgeklügelte Mechanik. So erscheint der Engel als raffinierte Spiegelung, und Josef klingelt(!) bei einer Herberge, deren Wirtin, nach einem kurzen Blick durch ein Fenster die Tür verschlossen lässt.

Ebenfalls traditionell, allerdings weniger fremdländisch als "ur-kölsch", ist die Krippe im Fenster des "KölnTourismus Office" am Dom. Rund ums Jesus-Kind gruppieren sich Tonfiguren, die den berühmten Holzpuppen des Kölner Hänneschen-Theaters nachempfunden sind: Hänneschen und Bärbelchen, Tünnes und Schäl, Schnäuzerkowski und Speimanes, Figuren und Charaktere, die seit 200 Jahren zu Köln gehören wie Kölsch und Karneval - und schon in ihren Anfängen auch bei Krippenspielen dabei waren.

Informationen zum "Kölner Krippenweg" im Internet unter: www.koelner-krippenweg.de. Dort, wie auch telefonisch, 0221/98510090, können die Termine der Führungen (Anmeldung erbeten) erfragt werden. Öffentliche Führungen, teils speziell für Kinder (Montag mit Begegnung mit den "Heiligen Drei Königen"), werden noch bis zum 2. Februar angeboten, Dauer: etwa zwei Stunden, Kosten: Erwachsene sechs, Kinder drei Euro. Der komplette Krippenweg mit allen 100 Krippen, auch in Geschäften und Schaufenstern, ist nur noch bis Montag, 6. Januar, zu sehen. Frank und Marie Kirschstein

(NGZ)
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