Rheinberg Bio-Bauer und Verbraucher in einem Boot

Rheinberg · 40 Interessierte kamen ins Stadthaus, um über die Gründung einer Solidarischen Landwirtschaft zu sprechen. Ein Verein will Gärtner einstellen, die auf einem Hektar des Tinthofes in Spellen Erdbeeren, Mangold und Bohnen anbauen.

Jens Harnack, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit im Stadthaus, ist zuversichtlich, dass das Projekt im Frühjahr starten kann.

Jens Harnack, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit im Stadthaus, ist zuversichtlich, dass das Projekt im Frühjahr starten kann.

Foto: Fischer, Ostermann, dpa, Busch

Jens Harnack gab sich optimistisch. "Wir haben schon 80 Interessenten für die Solawi", berichtete der Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit im Stadthaus. Das Kürzel steht für Solidarische Landwirtschaft. "Am 1. März soll es mit dem Projekt losgehen."

Harnack und Klimaschutzmanagerin Nicole Weber-Ferreira Dos Santos berichteten beim Treffen im Stadthaus, wie sich die Idee entwickelt, die in einer Arbeitsgruppe "Urban Gardening" entstanden ist. Die knapp 80 Interessenten der Solawi Niederrhein, wie sich die Gruppe nennt, kommen vor allem aus der Stadt Duisburg (20) und den Städten im linksrheinischen Teil des Kreises Wesel wie Rheinberg (13), Moers (12) oder Neukirchen-Vluyn (11). Die anderen verteilen sich auf Kommunen zwischen Tönisberg, Xanten und Oberhausen.

Die Hälfte davon hat schon zwei solidarische Landwirtschaftsbetriebe besichtigt: Ende August in Dortmund und Anfang Oktober in Gelsenkirchen. Die Konzepte der Höfe ähneln sich. Auf einem Hektar Land bauen Gärtner biologisch Gemüse an, das die Mitglieder der Solawi erhalten. Um die Gärtner und den Anbau zu finanzieren, zahlen die Solawi-Leute zwischen 60 und 80 Euro im Monat. "Dafür erhalten sie wöchentlich einen Korb mit saisonalem Bio-Gemüse", berichtete Nicole Weber. "Allein davon ernähren kann sich eine Familie aber nicht."

Abwechslung ist Teil des Konzepts. "In Dortmund werden 48 Sorten Gemüse angebaut", berichtete die Klimaschutzmanagerin. "Von Erdbeeren über Mangold bis zu Bohnen ist alles dabei", sagte sie. Allerdings differiere die Menge, die geliefert werde, nach Jahreszeit stark.

Jens Harnack und Weber-Ferreira Dos Santos koordinieren die Solawi-Aktivitäten gemeinsam. Sie haben einen Bauern gesucht, der einen Hektar Land in der Nähe seines Hofes bereitstellt, wo ein Gärtner oder eine Gärtnerin in Vollzeit und einer oder eine in Teilzeit Gemüse anbauen können. "Die Infrastruktur muss vorhanden sein", erläuterte Jens Harnack. "Man braucht Wasser und einen Raum, wo Geräte stehen können und das Gemüse gelagert wird."

Fündig wurden sie bei Christian und Heike Hülsermann, die auf ihrem Demeter-Betrieb, dem Tinthof in Voerde-Spellen, einen Hektar bereitstellen wollen. "Wenn die Sache gut anläuft, findet sich bestimmt ein weiterer Landwirt im linksrheinischen Teil des Kreises, der Land bereitstellt", sagt Harnack. Die Interessenten, die zum Auftakt ins Stadthaus gekommen waren, begrüßten dieses Vorgehen.

Im Januar soll ein Verein gegründet werden. Es wird schon jetzt überlegt, daraus später eine Genossenschaft wachsen zu lassen. Jens Harnack will die Argumente gegenüberstellen, die für einen Verein und eine Genossenschaft sprechen. Ferner werden Gärtner gesucht, die mit 13,50 Euro je Stunde entlohnt werden sollen. Arbeitsgruppen sollen diese Gärtner in den kommenden Wochen und Monaten auf den Start der Solawi Niederrhein vorbereiten.

(got)
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