Rheinberg Gelderstraße unterwegs zur Geistermeile

Rheinberg · Sorge um die Rheinberger Innenstadt: Einige Traditionsgeschäfte haben geschlossen. Sanierung soll helfen.

 Die Leerstände an der Gelderner Straße nehmen immer mehr zu.

Die Leerstände an der Gelderner Straße nehmen immer mehr zu.

Foto: Armin Fischer

Es gibt nicht wenige Rheinberger, die sich ernsthaft Sorgen machen um die Zukunft der Innenstadt. In den sozialen Medien wird das Thema diskutiert - ohne Häme und Spott, sondern - wie gesagt - besorgt. "Wie soll das werden, wenn ein Geschäft nach dem anderen schließt", fragt eine Rheinbergerin.

Tatsächlich sieht es momentan besonders mau aus. Mit dem Schuh- und Schlüsseldienst von Thomas Seidl und der Lotto-Annahmestelle von Hildegard Lorkowski - wir berichteten - haben zwei weitere Traditionsgeschäfte an der Gelderstraße geschlossen. Und das ist nicht die letzte schlechte Nachricht für die Geschäftswelt in der Innenstadt: Der Computerladen ("Professional Fun Computer") von Christian Hückels an der Rheinstraße ist aus Krankheitsgründen vorübergehend geschlossen.

Die Zukunft von Foto Tack am Großen Markt ist nach RP-Informationen ungewiss. Inhaber Achim Tack sagte auf Nachfrage, er wisse noch nicht, wie es weitergeht. Und auch für den kleinen Laden "Edles und Schönes" an der Rheinstraße ist zum 31. Januar Schluss. Der Räumungsverkauf läuft. "Ich hatte ohnehin nur zwei Jahre eingeplant", sagt Inhaberin Roswitha Tomic. Drei sind's nun geworden.

Für viele Rheinberger sind die leeren Schaufenster in der Innenstadt mittlerweile ein gewohnter Anblick. Ein markantes Beispiel ist der ehemalige Schlecker-Laden an der Gelderstraße, der jahrelang als optischer Schandfleck und großes Ärgernis galt. Nach dem Verkauf renovierte der neue Eigentümer Ulrich Rust das Haus grundlegend, gestaltete das Ladenlokal attraktiv. Aber auch nach Monaten steht es immer noch leer. Der städtische Wirtschaftsförderer Thomas Bajorat weiß um die Problematik. "Das ist allerdings kein Rheinberger Phänomen", sagt Bajorat.

Viele Städte und Gemeinden kämpfen gegen ein Ausbluten der Innenstadt. Nicht zuletzt deshalb, weil viele lieber in den Onlineshop klicken, statt ins Geschäft vor Ort zu gehen. "Das Kaufverhalten hat sich geändert, da wird man das Rad auch nicht zurückdrehen können", so der Wirtschaftsförderer. Hier gelte es, eine Strategie zu entwickeln, wie man erfolgreich damit umgeht.

Seit Jahren unterstütze die Stadt Eigentümer, die ihre Ladenlokale neu vermieten möchten. "Wir versuchen, entsprechende Kontakte zu Interessenten zu vermitteln, schon bevor es zum Leerstand kommt", erläutert Bajorat.

Doch die Wirtschaftsförderung sei kein Maklerbüro. "Unsere Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Innenstadt attraktiver wird", betont der Wirtschaftsförderer. Die Innenstadtsanierung der nächsten Jahre soll dazu beitragen und die Voraussetzungen für die Ansiedlung neuer Geschäfte verbessern.

Die RP hatte auch Bürgermeister Frank Tatzel in einem Interview mit der Problematik konfrontiert und unter anderem darauf hingewiesen, dass viele Rheinberger die Frage aufwerfen, warum das Geschäftsleben in der Nachbarstadt Kamp-Lintfort floriere und in Rheinberg nicht. Tatzel verwies auf die überwiegend kleinteiligen Ladenlokale.

Und darauf, dass sich Kaufverhalten zugunsten der Onlinehändler geändert habe. "Eine Chance haben fast nur noch Fachgeschäfte", sagte der Bürgermeister. "Die Stadt kann die Rahmenbedingungen schaffen, und das tun wir ja durch die Innenstadtsanierung. Wenn der Prozess abgeschlossen ist, dann sind die Voraussetzungen schon mal etwas besser."

Davon ist auch Ulrike Brechwald als Vorsitzende der Werbegemeinschaft überzeugt. "Die Innenstadt wird nach der Sanierung deutlich gewinnen", sagt sie, befürchtet gleichzeitig aber die Konsequenzen der Umgestaltung: "Die ansässigen Geschäftsleute werden sicher eine herbe Durststrecke durchmachen." Ob infolge der Maßnahmen Geschäfte weitere schließen müssen, wird sich zeigen.

Dass die derzeit mangelnde Attraktivität der Innenstadt auf Veranstaltungen wie Stadt- oder Kastanienfest abfärbt, bestätigt Brechwald nicht: "Das Interesse am nächsten Stadtfest ist groß wie nie."

(RP)
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