Rheinberg Nur noch wenige Flüchtlinge ziehen gelben Arbeitsanzug an

Rheinberg · Wenn dunkelhäutige Männer in grellgelben Anzügen irgendwo in der Stadt auftauchen, um sauberzumachen, fällt das auf. Doch der Trupp der Saubermänner ist klein geworden. 18 Männer aus sieben Nationen waren dabei, als das beim DLB angesiedelte Projekt zur Integration von Flüchtlingen im Oktober an den Start gegangen ist. Inzwischen kommt nur noch gut ein halbes Dutzend zur Schicht im "R(h)einteam". Über die Gründe wurde gestern im Betriebsausschuss spekuliert. Die Stadt will der gesunkenen Motivation jetzt auf den Grund gehen, um gegenzusteuern, so Betriebsleiterin Rosemarie Kaltenbach.

Möglicherweise habe die Absenkung der Aufwandsentschädigung ("kein Lohn") von 1,05 Euro auf jetzt 80 Cent pro Stunde die Bereitschaft schwinden lassen, einen Rechen oder eine Müllzange in die Hand zu nehmen. Auch die zuletzt eisigen Temperaturen seien für Menschen aus wärmeren Regionen dieser Erde gewöhnungsbedürftig. Dennoch seien die Stadt und der DLB, die Geld und Mühe in das Projekt stecken, darauf angewiesen, dass die Leute auch zum Dienst erscheinen.

Die, die kämen, würden einen guten Job machen, so DLB-Chef Holger Beck: "Wir sind trotz Mehrbelastung, die das Projekt für uns bedeutet, zufrieden." Die Kolonne in Knallgelb mit einem sprachbegabten Vorarbeiter würde ordentlich was bewegen. Die Rückmeldung aus der Bevölkerung sei positiv.

Die Linke zeigte Verständnis für die gesunkene Moral. Nach sechs Stunden hätten die Männer "nicht mal 'ne Schachtel Zigaretten" verdient. Die anderen Fraktionen rückten dagegen die "große Chance zur Integration" in den Blickpunkt, den die Arbeitsgelegenheit beim DLB böte.

Kaltenbach vermutet, dass viele Flüchtlinge von Schleppern mit falschen Versprechungen auf den Weg gelockt worden seien und hier auf eine Realität träfen, die ganz anders aussieht: "Eine gewisse Frustration ist menschlich verständlich." Dennoch werde die Stadt versuchen, die Teilnahmequote zu erhöhen. Es werde auch daran gedacht, Sozialleistungen zu kürzen, wenn jemand ohne triftigen Grund nicht zur Arbeit kommt, heißt es in der Vorlage.

(RP)
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