Rommerskirchen Altes Pumpenbuch erzählt Ortsgeschichte

Rommerskirchen · Der Geschichtskreis hat mit dem Einverständnis der Eigentümer das historische Dokument digitalisiert und stellt es im Internet zur Einsicht bereit. Bis 1956 musste in Ramrath das Wasser noch an zentralen Orten geholt werden.

 Christoph Glasmacher, Klaus Erdmann, Franz Liedmann (v.l.) an der alten Schwengelpumpe von 1880, die bis zur Mitte der 1950er Jahre in Betrieb war.

Christoph Glasmacher, Klaus Erdmann, Franz Liedmann (v.l.) an der alten Schwengelpumpe von 1880, die bis zur Mitte der 1950er Jahre in Betrieb war.

Foto: Bero

Auf Zufallsfunde oder kleine Hinweise ist Klaus Erdmann vom Geschichtskreis angewiesen. Oft erfährt er nur so etwas Wissenswertes aus den Dörfern an der Gillbach, das er dann dokumentieren und für die Nachwelt erhalten kann. So zum Beispiel die Geschichte über eine Pumpengesellschaft in Ramrath. Ein historisches Notizbuch gibt einen seltenen Einblick in die Strukturen und die Lebensumstände Ende des 19. Jahrhunderts.

"Mein Ururgroßvater Johann Reibel war einer der Mitbegründer der Pumpengesellschaft", weiß Christoph Glasmacher. Der heute 50-Jährige wohnt immer noch schräg gegenüber dem Grundstück, auf dem bis heute die Handpumpe steht. Im Jahre 1880 schlossen sich Reibel und 13 weitere Gesellschafter zusammen, um für 270 Mark eine Schwengelpumpe auf dem Grundstück der Witwe Schiffer zu bauen.

Wo heute das Wohnhaus des aktuellen Schützenkönigs Franz Liedmann in der Hellenbergstraße 35 steht, wurde vor 137 Jahren die etwa zweieinhalb Meter hohe Stahlgussanlage errichtet. 18 Meter tief reichte das Rohrgestänge in den Boden, um das Grundwasser anzuzapfen.

In dem Notizbuch findet sich der "Contract", den die Beteiligten zur Gründung der Pumpengesellschaft unterzeichneten. Neben der Witwe Schiffer, von der heute niemand mehr den Vornamen zu kennen scheint, und Johann Reibel waren das Wilhelm Aldenhofen, Joseph Peiffer, Joseph Schleier, Adam Prisak, Bernard Diken, Adam Wolf, Johann Bender, Herman Füßer, Christian Prinz, die (ebenfalls vornamenlose) Witwe Pesch, Engelberd Kluth und Heinrich Aretz.

Nur die Gesellschafter und deren Familien waren berechtigt, an der Pumpe Wasser zu holen. Allerdings auch nur diejenigen, die ihren Anteil eingezahlt hatten und sich an den laufenden Kosten beteiligten. Im Vertrag heißt es dazu: "Derjenige welcher sich weigert zu bezahlen, [...] kann außgeschloßen werden, und von der Pumpe abgehalten bis er bezahlt hat. Auch kann er vom Rendant gerichtlich verfolgt werden, welchem hiermit Volmacht ertheilt wird."

In Zeiten, in denen noch keine Wasserleitung in jedes Haus führte, war der Zugang zu einer Grundwasserpumpe lebensnotwendig. Alternativ musste man sich das Wasser aus der Gillbach schöpfen. In Ramrath verfügte noch in den 1950er Jahren jedes zweite Haus über eine Pumpe.

Der letzte Eintrag in das Pumpenbuch stammt von 1956. Dann erst kam die zentrale Wasserversorgung auch in dieses Dorf. Franz Liedmann, der mit seiner Familie ebenfalls in der Nähe wohnte, kann sich noch gut erinnern, dass 1967 ein Auto gegen die stillgelegte Pumpe fuhr und dabei schwer beschädigte. Bis 1989 stand sie schief dort. Dann kaufte Liedmann das ehemalige Wohnhaus der Witwe Schiffer, riss es ab und baute ein neues Haus. Die Pumpe ließ er mit den Nachbarn zusammen herrichten und als Denkmal wenige Meter von ihrem eigentlichen Standort wieder aufstellen. Zu ihrer Fertigstellung 1990 feierte das Dorf noch einmal ein großes Pumpenfest.

(NGZ)
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