Oliver Tepper war gerade auf dem Rückweg aus dem Italien-Urlaub, als ihn noch auf der Autobahn der "Marschbefehl" ereilte: In einer Stunde solle sich der Spielmannszug "Freude zur Musik" versammeln. Der Grund: Eine Videoaufnahme für die "Cold Water Challenge" war fällig. Tepper war rechtzeitig zur Stelle, um mit den übrigen Kollegen jeweils einen Fuß in einen Wassereimer zu stellen und dabei Musik zu machen.

Derzeit ergießt sich via Facebook und You Tube eine virtuelle "Flutwelle" über die Tambourkorps und Spielmannszüge der Region. Ähnlich wie bei Kettenbriefen, die sich im Schneeballsystem verbreiten, werden Korps für eine Teilnahme nominiert und können dann ihrerseits weitere Musiker benennen. Auch Karnevalisten sind im Rennen und inzwischen grassiert das "Fieber" auch schon bei Zügen der Schützenvereine. Binnen 48 Stunden muss, so die Spielregel, das Video ins Netz gestellt sein. Gewinner gibt es keine, wohl aber Verlierer: Diejenigen, die es nicht schaffen, innerhalb von zwei Tagen ein Video hochzuladen, müssen sich bei denen, die sie nominiert haben, erkenntlich zeigen. "Ein Ende ist nicht absehbar", sagt Bernd Kirschbaum, Schriftführer des Tambourkorps "Heimattreue" Eckum. Die Musiker sind vergangene Woche vom "Regiments-Bläser-Corps" Neuss-Reuschenberg nominiert worden. "Wir kennen uns gut und spielen beim Reuschenberger Schützenfest und auch beim Krönungsabend", sagt Kirschbaum. Mit über 20 Mitgliedern stieg das Eckumer Tambourkorps in den Gilbach und ließ unter ganz ungewohntem Blickwinkel Marschmusik erklingen. Wo die Quelle der "Cold Water Challenge" entspringt, ist auch Bernd Kirschbaum unbekannt. Josef Brüggen vom Bundestambourkorps "Amicitia" aus Nettesheim-Butzheim vermutet sie in Bayern. Auch Markus Quodt, Chef des gleichnamigen Orchesters wie auch der "Nettesheimer Blechbläser", hat einen entsprechenden Verdacht. Ausgerechnet der TV-erprobte "Herr Kapellmeister" wurde noch am Sonntag unter den übrigen Mitwirkenden schon als mutmaßlicher "Verlierer" gehandelt, da sich seine Musiker derzeit im Urlaub befinden. Kurz entschlossen setzte sich Quodt mit einigen in Verbindung und lieferte gleich individuelle Urlaubsimpressionen mit: Ein Trompeter im Meer und einer in den Bergen ist auf dem Video ebenso zu sehen wie einer unter der Dusche. Das Frixheimer Tambourkorps "Unitas" wird sich seinen für den Fall des Misslingens gewünschten Grillabend aus anderer Quelle finanzieren lassen müssen. Dabei sind die Preise nicht immer derart hoch. In anderen Fällen begnügen sich die Korps auch mit 20 Litern Bier oder einem Gastspiel potenzieller "Verlierer": Die wird es in Rommerskirchen übrigens nicht geben: Wie Markus Holz vom Bundestambourkorps "Amicitia" sagt, sind inzwischen alle Spielmannszüge der Gemeinde im Wettbewerb und alle haben unter Wassereinfluss musiziert. Unbedingt sehenswert: das Video der "Rabaue". Die Musik beim haarsträubenden Wasserski lieferte passenderweise AC/DC mit "Highway to hell".