Solingen Beschäftigte der Metallbranche bekommen mehr Geld

Solingen · Weitere Streiks konnten durch den Tarifabschluss abgewendet werden. Tarifpartner sehen tragbares Ergebnis für beide Seiten.

 Horst Gabriel, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes.

Horst Gabriel, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes.

Foto: mak

Die Streikpläne lagen bereits in der Schublade. Doch herausgeholt werden brauchen sie nun nicht. Denn in der Nacht zu gestern wurde in Köln eine Tarifeinigung für die Metall- und Elektrobranche erzielt. "Der Druck hat entsprechende Wirkung gezeigt", sagte der erste Bevollmächtigte der IG Metall Remscheid-Solingen, Marko Röhrig. Er sieht ein "ausgewogenes Ergebnis", das für beide Seiten tragbar ist. Vereinbart wurde eine Entgelterhöhung in zwei Stufen von 2,8 Prozent (ab 1. Juli) und zwei Prozent (ab April 2017). Der Tarifvertrag gilt rückwirkend zum 1. April und hat eine Gesamtlaufzeit von 21 Monaten. Nach zwei Leermonaten erhalten die Beschäftigten für den Monat Juni einen Pauschalbetrag in Höhe von 150 Euro. Überdies wurde eine differenzierende Wettbewerbskomponente als Wiedereinstieg in eine betriebsnähere Tarifpolitik vereinbart. "Der Abschluss ist tragbar und finanzierbar auch für die bergische Wirtschaft", findet Marko Röhrig.

Der Vorsitzende des Solinger Arbeitgeberverbandes, Horst Gabriel, sieht das etwas differenzierter. Gerade mit Blick auf die erste Stufe der Entgelterhöhung. "2,8 Prozent mehr zu Beginn - das ist für viele Firmen zu hoch, das ist bitter", sagte der Unternehmer, der sich gewünscht hätte, wenn hier lediglich 2,3 oder höchsten 2,4 Prozent vereinbart worden wären.

Gleichwohl stimmte er gestern Morgen dem Gesamtpaket zu, nachdem er um 5 Uhr aus dem Bett telefoniert wurde, um nach Köln zu kommen. "Uns wurde dort das Ergebnis präsentiert, wir haben darüber diskutiert und schließlich abgestimmt", sagte Gabriel.

Planungssicherheit sieht der Solinger Unternehmer vor allem in der langen Laufzeit bis Ende nächsten Jahres. Die insbesondere von den Arbeitgebern geforderte Differenzierung schätzt er äußerst positiv ein. Die Differenzierung ist vor allem für die mittelständischen Unternehmen die Chance, auf wirtschaftliche Schieflagen flexibel reagieren und wettbewerbsfähig bleiben zu können. Das Instrument sei einfach, wirke schnell und werde lokal geregelt, heißt es vonseiten des Arbeitgeberverbandes.

Falls also Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen die Tariferhöhung nicht zahlen können, wenden sie sich an den zuständigen Arbeitgeberverband.

Der wiederum wendet sich an den lokalen Vertreter der IG Metall und fordert sie zu Verhandlungen über die Differenzierung auf. Derlei Verhandlungen, so die Vereinbarung, müssen spätestens nach einem Monat abgeschlossen sein.

Stimmen die Tarifparteien der Differenzierung zu, kann das Unternehmen beispielsweise den Pauschalbetrag in Höhe von 150 Euro für Beschäftigte innerhalb der Laufzeit des Tarifvertrages auf einen späteren Zeitpunkt verschieben oder bis auf Null reduzieren. "Es wird also keine zweite Lohnrunde in den Betrieben geben, sondern die Gespräche laufen über die Tarifpartner", sagte Horst Gabriel und ergänzt: "Das ist ein gutes Verfahren."

(uwv)
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