Solingen Geht Windkrafträdern in Solingen die Luft aus?

Solingen · Geeignete Standorte werden nach Einschätzung von Gutachtern und Verwaltung weniger, die Flächen kleiner. Vor allem Natur- und Artenschutz sprechen gegen massive Anlagen der Stromindustrie.

Nach Plänen der Stadtwerke sollen auch auf den Hügeln der Klingenstadt monumentale, 150 Meter hohe und somit weithin sichtbare Zeichen der Energiewende gesetzt werden. Doch nach Würdigung der die Ergebnisse einer Potenzialstudie der Firma BBB-Umwelttechnik, die ab heute dem Landschaftsbeirat und den Bezirksvertretungen vorgestellt wird, und weiterer Aspekte kommt die Verwaltung zu einem ernüchternden Befund: Von ursprünglich fünf angedachten Potenzialflächen ist nur eine tauglich.

Bedenken aus Sicht des Natur- und Artenschutzes hatten unter anderem die Flächen an der Sengbachtalsperre ins Wanken gebracht. Denn in den Staumauern der Sengbachtalsperre hat sich ein geschütztes Uhu-Pärchen niedergelassen. Eine zusätzlich erstellte Vorprüfung zum Artenschutz des Dortmunder Büros Ecoda hält es für möglich, "dass bei europäisch geschützten Arten die Zugriffsverbote des Bundesnaturschutzgesetzes ausgelöst werden".

Die Gutachter empfehlen eine vertiefte Analyse. Unabhängig von deren Ergebnis liegen aber "bereits Erkenntnisse vor, die einen Ausschluss bestimmter Flächen für eine Windenergienutzung nahelegen".

Der aktuelle Flächennutzungsplan der Stadt Solingen weist derzeit drei sogenannte Konzentrationszonen für die Windenergienutzung aus. Für einen Standort, An der Geleichten in Gräfrath, ist nach heftigen Anwohnerprotesten und langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzungen eine Baugenehmigung erteilt worden, die Rechtskraft erlangt hat. Doch gibt es bisher keine Anzeichen, dass der Bauherr, eine Solinger Firma, zeitnah von ihrem Recht Gebrauch machen will. An den beiden anderen Standorten — die Hofschaft Altenfeld in Gräfrath und das Umfeld am Halfeshof — herrscht ebenfalls Flaute. Der Verwaltung seien "keine Überlegungen einer Realisierung" bekannt, heißt es in einer Vorlage.

Ein Windenergieerlass der Landesregierung 2011 brachte auch für Solingen eine neue Situation. Der Bau von Windkraftanlagen soll fortan auch in bisher geschützten Waldgebieten möglich sein. Auf dieser neuen Grundlage weist die Potenzialstudie Windkraftstandorte unter anderem an der Sengbachtalsperre aus. Von ursprünglich fünf ausgewiesenen Flächen in Gräfrath und an der Sengbachtalsperre mit insgesamt fast 70 Hektar bleibt nach erster Prüfung nur die zwischen Glüder Straße und Sengbachtalsperre übrig. Und: Von den dort angedachten 55 Hektar sind tatsächlich nur 12 Hektar nutzbar. Das Prüfverfahren soll nach einem Ratsantrag von SPD, Grünen, BfS und DSW "unvoreingenommen und ausschließlich sachorientiert" fortgesetzt werden.

(RP)
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