Solingen Katholiken wollen Flüchtlingen helfen

Solingen · Beim Neujahrsempfang des Dekanatsrates der Katholiken, traditionell eine gesellschaftliche Begegnung in der Stadt, waren die Chancen der Arbeit mit Flüchtlingen Thema.

"Wir fangen nicht bei Null an", betonte Dekanatsratsvorsitzende Ulrike Spengler-Reffgen zum Auftakt. Beim gut besuchten Neujahrsempfang des Stadtdekanats der Katholiken stand ein Thema besonders im Fokus. Unter dem Motto "Flüchtlinge: Ankunft - Jetzt helfen wir!" wurden in dem Vortrag "Chancen und Stolpersteine in der ehrenamtlichen Arbeit mit Flüchtlingen" Fragen angesprochen, die viele Menschen bewegen.

Die Referentin Heike Lammertz-Böhm vom Diözesan-Caritasverband Erzbistum Köln, Abteilung Integration und Migration, ist seit sechs Wochen als Flüchtlingsbeauftragte tätig.

Zunächst gab sie mittels einiger Zahlen ein Bild der derzeitigen Lage ab. So verließen 2013 über 50 Millionen Menschen unfreiwillig ihre Heimat, in Afrika zum Beispiel. "Die meisten fliehen in die Nachbarländer und wollen gar nicht nach Europa", betonte sie.

Im vergangenen Jahr kamen rund 200 000 Flüchtlinge nach Deutschland. "Wir sollten uns darauf einrichten, dass sie längerfristig bleiben, da die Konflikte in ihren Ländern kaum in den nächsten Jahren gelöst werden."

Auf Diözesanebene unterstützt der neue Kardinal Rainer Maria Woelki die Flüchtlingsarbeit ganz besonders. So rief er die "Aktion neue Nachbarn" ins Leben, die Heike Lammertz-Böhm vorstellte. "Sie soll die ehrenamtliche Arbeit unterstützen und bestehende Initiativen vernetzen." Zur finanziellen Unterstützung der Gemeinden wurde eine Million Euro bereitgestellt.

Lammertz-Böhm betonte sie, wie wichtig eine persönliche Beziehung zu Ehrenamtlichen für die Flüchtlinge ist. "Sie haben oft eine monatelange Flucht hinter sich und mehrere Auffanglager." Auch wies sie darauf hin, wie die Stolpersteine in der Flüchtlingsarbeit am besten überwunden werden können. "Man braucht viel Geduld." Ebenso ist eine umfassende Information über die Bedürfnisse der Flüchtlinge nötig und der Austausch mit anderen Ehrenamtlichen.

Oberbürgermeister Norbert Feith ging bei dem Neujahrsempfang des Dekanatsrats im Pfarrzentrum von St. Clemens in der Innenstadt schließlich auf die aktuelle Lage in Solingen ein. Derzeit leben etwa 960 Flüchtlinge mit Leistungsbezug in Solingen, davon sind 40 Prozent Kinder und Jugendliche. "Die Situation wird sich weiter anspannen", betonte Feith. Er rechnet mit 50 Flüchtlingen pro Monat, die der Klingenstadt zugewiesen werden. "Wir werden dieses Jahr 600 Wohnplätze brauchen", erklärte der Oberbürgermeister mit Blick auf die Unterbringung der Menschen. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand." Norbert Feith appellierte an Wohnungsbesitzer, da vier Prozent aller Wohnungen in Solingen leer stünden. "Wir werden eine Task Force organisieren. Die Menschen kommen. Wir müssen helfen", sagte Feith. Ein erster Schritt ist der runde Tisch, der am Montag Vertreter verschiedener Vereine und Einrichtungen ins Gespräch bringen wird.

Nach dem offiziellen Teil standen während des Neujahrsempfangs des Dekanatsrats Mitarbeiter des Caritas-Migrationsdienstes und des Stadtdienstes Soziales für Fragen bereit.

(RP)
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