Solingen Koch bewirtet Gäste am Ort seiner Kindheit

Solingen · Seit nunmehr 25 Jahren ist Andreas Kempen Inhaber der Gaststätte "Haus Rüden", in deren Gebäude er auch wohnt. Das Jubiläum des traditionsreichen Restaurants will er mit diversen Aktionen feiern.

Das alte Röhrenradio der Großmutter auf der hölzernen Ablagefläche trägt zum heimeligen Gefühl in der Sitzecke genauso bei wie die alten "Dröppelminas" auf der Fensterbank oder die vielen gemalten Bilder an den Wänden: Das Haus Rüden in der Ortschaft Untenrüden ist für Gastwirt Andreas Kempen mehr als nur ein Arbeitsplatz. "Hier habe ich schon als Kind im Garten gespielt", erinnert sich der 54-Jährige. Seine Großeltern hatten das über 200 Jahre alte Schieferhaus in Nähe zur Wupper in den 50er Jahren gekauft und das Restaurant an verschiedene Gastronomen verpachtet.

Dieses Jubiläum will er mit seinen Gästen gründlich feiern - zum Beispiel mit einem Wettbewerb: Wer bis Ende September eine originelle Geschichte, Malerei, Fotocollage oder Bastelarbeit zum Haus Rüden einreicht, hat die Chance auf verschiedene Preise - vom einfachen Verzehr-Gutschein bis zur Teilnahme am beliebten "kulinarischen Herbstabend" mit drei weiteren Personen. Kellner Gerhard Suarez Garcia, Schlagerfreunden auch bekannt als "Sandy Martin", wird an zwei oder drei Abenden für die Gäste singen. Und auch im Freien plant Kempen Programm: "An einem schönen Wochenende werden wir 250 Luftballons mit ausgefüllten Zettelchen steigen lassen", kündigt er an. Den Gästen, deren Ballons am weitesten kommen und zurückgeschickt werden, winkt eine Bergische Kaffeetafel. Die erfreut sich in der traditionsreichen Gaststätte nach wie vor großer Beliebtheit. "Am Wochenende bereiten wir die 30- bis 40-mal vor", berichtet der Gastwirt.

Doch das Haus Rüden ist beileibe nicht nur ein Anlaufpunkt für Wanderer auf der Suche nach einem Kännchen Kaffee oder einem Stückchen Kuchen. "Die kulinarischen Gewohnheiten haben sich geändert", sagt Kempen. Auch am Nachmittag verlangten viele Gäste oft eher herzhafte Speisen statt süßes Gebäck. Der Metzgersohn, der im Haus Striepen in Unterburg seine Lehre absolvierte, baute im Ausflugslokal in Untenrüden das Abendgeschäft auf und setzt auf "regionale Küche mit modernen Einflüssen." Man müsse in der heutigen Zeit kreativ sein, sagt er. Zu seinen Aktionen gehört neben den kulinarischen Herbstabenden auch eine mittelalterliche Tafelrunde im Kerzenschein, mit Speisen wie in früheren Jahrhunderten, Met und Mundschenk. "Das ist für Gruppen immer ein Spaß", erzählt Kempen, dessen Restaurant üblicherweise einen großen Teil seines Umsatzes in den Sommermonaten macht.

Dass Gastronomen in der Gegenwart generell zu kämpfen haben, bestätigt er. Überbordende Bürokratie mache der Branche insgesamt zu schaffen. Auch die Suche nach guten Mitarbeitern sei unter anderem wegen der wenig familienfreundlichen Arbeitszeiten schwerer geworden. "Wenn ich Kinder hätte, würde ich ihnen wohl nicht unbedingt raten, in die Gastronomie zu gehen", gibt Kempen zu. Ihm selbst bereite der Beruf jedoch weiterhin große Freude: "Ich bin einfach ein begeisterter Koch."

(RP)
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