Solingen Künstlerinnen fragen: Alles in Ordnung?

Solingen · Die Ausstellungskooperation der GEDOK Gruppen Wuppertal und Karlsruhe ist zu Gast in der Galerie SK im Südpark.

 Die Künstlerinnen der GEDOK präsentieren sich in der Galerie SK: (v.l.) Vassiliki Karampataki, Brigitte Beier, Irmhild Schäfer, Ulle Huth, Beatemarie Busch, Sabine Bohn, Maren Hering und Christine Bauer.

Die Künstlerinnen der GEDOK präsentieren sich in der Galerie SK: (v.l.) Vassiliki Karampataki, Brigitte Beier, Irmhild Schäfer, Ulle Huth, Beatemarie Busch, Sabine Bohn, Maren Hering und Christine Bauer.

Foto: Schneider-Mombaur

21 Künstlerinnen, 17 aus der GEDOK-Gruppe Wuppertal und fünf aus Karlsruhe, haben sich externen Juroren gestellt und für die Präsentation in der Galerie SK in den Güterhallen qualifiziert. Auch zwei Mitglieder der Solinger Künstler, Ulle Huth und Sabine Bohn, sind in der Ausstellung vertreten, die im Anschluss in Karlsruhe gezeigt wird. Brigitte Melchers, Vorsitzende der Wuppertaler Gruppe, betonte in ihrer Begrüßungsrede, dass dies erst die zweite Bundesland übergreifende Ausstellungskooperation sei und ein spannendes Experiment.

Die Arbeiten unter dem gemeinsamen Projekttitel "Alles in Ordnung?" zeigen eine weit gefächerte künstlerische Auslegung der Ausgangsfrage. Insgesamt berühren die Themen sozialkritische, biografische und universell formale Auseinandersetzungen. Christine Bauers mit Wachs überarbeitete Fotografien nehmen Bezug auf aktuell aufgedeckte Verbrechen in einem irischen Kloster, in dem zwischen 1920 und 1970 uneheliche Säuglinge getötet und verscharrt wurden. Mit verstörenden Bildern irritiert auch Ulrike Eggers und schafft ihre sehr persönliche Dingmagie. Die weiße eingefilzte Figur mit dem Titel "Ich höre, wie sie die Augen verdreht" ist als Puppe erkennbar und gleichzeitig reduziert auf eine unbewegliche hieratische Form. Wie in einem Kokon verschließt sie die unangenehme Erinnerung an jene Augen, die von rechts nach links klappernd das Kind zu beobachten schienen und jetzt quasi in der umhüllten Form begraben wurden. Ein Video dokumentiert aus einer ungewöhnlichen Innenschau des Puppenkopfes den Augenmechanismus samt der unheimlichen Geräusche.

Auch das großformatige Tafelbild von Anja Kreitz erzeugt beim Betrachter einen Anflug von Horror - trotz dynamisch leichtem und ausgelassenem Bewegungsrausch. Eine Art Gondel mit drei Personen, ein fliegendes Narrenschiff, taumelt am oberen Bildrand, darunter ein schier unendlicher Abgrund, ein leerer Raum. Dazu der Titel "Abwärts", der sofort das Gefühl des Stürzens, des Fallens ins Bodenlose evoziert. Nichts ist in Ordnung, vermitteln diese starken Bilder.

Der dritte Ansatz, das formale Spiel von Chaos und Ordnung, scheint eher mit den Gegenbegriffen auszusöhnen. Petra Göbels kontrastiert Mehrfachüberblendungen eines "Märchenwalds", die die wilden Vegetationsprozesse potenzieren, mit dem Bild der verhüllten und vor Kälte geschützten, linear ausgerichteten Pflanzen in einer vom Menschen angelegten Parklandschaft: "Standing in a row". Die Gegenpole von Ordnung und Unordnung als den grundlegenden Prinzipien in Kunst und Leben bearbeiten auch die Malerinnen Liane Lonken, Lilo Maisch und Gloria Keller. Ordnungssysteme, Muster und Kompositionen strukturieren und füllen reale oder virtuelle Räume, geben Sicherheit und Zuversicht. Und sollte dies nicht gelingen, so kann sich der Besucher an die Aufforderung von Maren Hering in ihrer Einführungsrede zur Vernissage erinnern: "Wenn nicht alles in Ordnung ist, räumen Sie gegebenenfalls auf."

(RP)
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