Lokalsport Konzeptgruppe will Degenfechter an die Spitze führen

Solingen · Die Bemerkung konnte er sich dann doch nicht verkneifen: "My car is my castle" ("Mein Auto ist meine Burg") - mit dieser nicht ganz ernst gemeinten Abwandlung der Maxime des englischen Juristen und Politikers Edward Coke (1552 - 1634) kommentierte der Bundestrainer im Damendegen, Manfred Kaspar, die Menge an Staus in NRW.

Doch der seit Jahrzehnten erfolgreiche Trainer war nicht ins Kölner Sport- und Olympiamuseum gekommen, um sich über die allgemeine Verkehrslage zu unterhalten, sondern um mit seinem Schützling, Olympiasiegerin Britta Heidemann, über die Perspektiven des Degenfechtens zu sprechen. Mit ihr verfolgt er gerade die erneute Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August). Seit vier Jahren arbeiten die herausgehobenen Standorte Bonn, Leverkusen und Solingen in der Degenkonzeptgruppe NRW an dem Ziel, Athleten in die Weltspitze zu führen. "Gerade wenn solche Ausnahmetalente wie Britta nach Rio 2016 aufhören, wird die Standardfrage gestellt, wo denn die Nachfolger oder die Nachfolgerinnen seien", erzählt Kaspar. Innerhalb Deutschlands sei es vergleichsweise "leicht", die Athleten aus NRW an die Spitze zu bringen, die echte Herausforderung sei der Anschluss an die Weltklasse. Darauf hat die Degenkonzeptgruppe um Sprecher Peter Wirtz inzwischen die passende Antwort parat: "Jeder Standort hat seine Spitzensportler, die aber nicht immer nur für sich, sondern möglichst oft miteinander trainieren, sich besprechen und gemeinsame Vorbereitungen absolvieren sollen. Auch die Trainer können so zusammen Lektionen besprechen", betont Wirtz.

Er versichert: Durch das beständige Training der besten Leute aus NRW untereinander seien gute Perspektiven des Degenfechtens für 2020 und darüber hinaus garantiert. "Ich kann als Bundestrainer ja nicht davon ausgehen, dass alle Talente jeden Tag zu mir nach Bonn kommen. So wären auch Britta und ich nicht so erfolgreich geworden", bemerkt Kaspar. "Man muss zusätzlich berücksichtigen, dass Britta noch nicht von den Vorteilen des dualen Systems profitieren konnte", wie Anne Wingchen, Geschäftsführerin des TSV Bayer 04 Leverkusen, hervorhebt. Damit meint sie das erst in den vergangenen Jahren aufgebaute System, das den Spitzensport im Einklang mit der Karriereplanung stattfinden lässt. "Heute hat man viel bessere Voraussetzungen als ich damals, ich musste immer um die zeitliche Flexibilität kämpfen", erinnert Heidemann.

Und der Nachwuchs zeigt sich begeistert: "Das ist echt praktisch, dass wir auch während der Schulzeit trainieren und das dann hinterher nachholen können", erzählt die Solingerin Lisa-Marie Löhr. Das gilt allerdings nicht nur für die Schule, sondern auch für die Zeit danach. Wie das duale System funktionieren soll, zeigt der Fall von Lukas Bellmann, einem der großen Talente von Bayer 04. Er hat gerade sein Studium begonnen. 2019 will er den Bachelor-Abschluss haben, um dann 2020 bei Olympia zu starten.

(RP)
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