Solingen Verwirrung um die Kosten für Flüchtlingshäuser

Solingen · Die Stadt weist Vorwurf zurück, sie zahle für zwei Häuser in Ohligs zu viel Miete. Dort sollen ab Juli bis zu 100 Flüchtlinge einziehen.

Über eine Stunde ging es in der Kantine des Verwaltungsgebäudes an der Bonner Straße recht harmonisch zu: Die rund 80 Gäste der Infoveranstaltung zu den neuen Flüchtlingsunterkünften an der Südstraße verfolgten aufmerksam die Schilderungen aus der Verwaltung zur derzeitigen Situation in der Klingenstadt und ließen sich über vielfältige Initiativen zur Integration der Flüchtlinge aufklären.

Unruhig wurde es erst, als ein Besucher die Gastgeber des Abends, unter ihnen der städtische Flüchtlingskoordinator Dirk Wagner und Ordnungsdezernent Jan Welzel, auf die Kosten der neuen Einrichtung ansprach. Im aktuellen Haushalt sind für die Häuser, die die Stadt von einem privaten Eigentümer anmietet, bis 2019 pro Jahr jeweils rund 208.000 Euro veranschlagt. Der Vermieter hatte die Immobilien, in denen auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern elf Wohnungen für bis zu 100 Flüchtlinge bereit stehen, aufwendig und mit Hilfe von Landesmitteln saniert. Fotos, die die Veranstalter auf eine Leinwand warfen, zeugten davon.

Gäste des Infoabends am Donnerstag berechneten aus den zugrundeliegenden Zahlen einen Mietpreis von mehr als elf Euro pro Quadratmeter - doppelt so viel, wie eigentlich für von der Stadt angemietete Flüchtlingsunterkünfte vorgesehen. Dirk Wagner bezeichnete die Rechnung jedoch als "vollkommen abstrus". Die auch im Internet abrufbaren Zahlen basierten auf vorab aufgestellten Kalkulationen von Miete, Nebenkosten und sonstigen Aufwendungen, außerdem kämen zur reinen Wohnfläche noch Gemeinschafts- und Kellerräume hinzu. "Der Mietpreis pro Quadratmeter liegt unter sechs Euro", versicherte Wagner im Gespräch mit unserer Zeitung.

In der Vergangenheit habe die Stadt mehrfach Angebote verschiedener Eigentümer bewusst nicht in Anspruch genommen, weil der Mietpreis zu hoch oder die Stadt an Sanierungskosten beteiligt gewesen wäre. Die Anmietung von Immobilien zur Beherrschung der Flüchtlingssituation sei immer ein Abwägungsprozess, betonte zudem Jan Welzel.

Der Mietvertrag läuft wohl über zehn Jahre. Sollte es in der Zwischenzeit keinen Bedarf mehr für die Unterbringung von Flüchtlingen geben, sei eine weitere Nutzung denkbar, erklärte Dirk Wagner. "Etwa für einheimische Hartz IV-Empfänger."

Außer den Wohnungen, in denen sowohl Familien als auch junge Männer als Wohngemeinschaften leben sollen, gibt es in den Häusern an der Südstraße auch Gruppenräume, die zum Beispiel für Sprachkurse genutzt werden sollen. Ein Heimverwalter dient als Ansprechpartner für Bewohner und Nachbarn. Wer genau ab Mitte Juli in die Häuser einzieht, ist aber noch unklar. "Wir wollen versuchen, eine gute Mischung hinzubekommen", versicherte Jürgen Albermann vom Stadtdienst Soziales.

Ängsten einiger Anwohner, durch die neuen Nachbarn könne es gerade in den Sommermonaten vermehrt zu Lärm und anderen Ärgernissen kommen, traten sowohl anwesende Sozialarbeiter als auch Gäste entgegen. Selbst in der inzwischen aufgegebenen Sammelunterkunft im ehemaligen Schwimmbad an der Sauerbreystraße habe es kaum einmal Zwischenfälle und auch keine Beschwerden der Anwohner gegeben, hieß es.

(ied)
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