Tönisvorst Bauherren werben um öffentliche Akzeptanz

Tönisvorst · Kirchengemeinde St. Godehard und die GWG Kreis Viersen wollen an der Kuhstraße ein Vorster "Filetgrundstück" mit 21 Wohnungen bebauen. Martin Dahmen vom Kirchenvorstand ist über die Stellplatz-Diskussion nicht erfreut.

 Architektin Bettina Kempen vom Krefelder Büro Kempen und Kleinheyer nimmt in der Fassadengestaltung die Materialien der beiden angrenzenden Nachbargebäude (links Klinker, rechts Putzfassade) auf. In Trauf- und Firsthöhe orientiert sich der Neubau ebenfalls an der Umgebung.

Architektin Bettina Kempen vom Krefelder Büro Kempen und Kleinheyer nimmt in der Fassadengestaltung die Materialien der beiden angrenzenden Nachbargebäude (links Klinker, rechts Putzfassade) auf. In Trauf- und Firsthöhe orientiert sich der Neubau ebenfalls an der Umgebung.

Foto: KEMPEN KLEINHEYER

Für die GWG ist die Kuhstraße ein "äußerst wichtiges Projekt", wie gestern der neue Vorstand Michael Aach in Vorst bekundete. Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft für den Kreis Viersen AG steht 100 Prozent hinter dem gemeinsamen Bauprojekt mit der Kirchengemeinde St, Godehard, so Aach, der 18 Tage im neuen Amt ist. Und auch Martin Dahmen vom Kirchenvorstand ist froh, in der GWG einen Partner gefunden zu haben, der in erster Linie bezahlbaren Wohnraum schaffen wolle und nicht auf Gewinnmaximierung aus sei. Das Generalvikariat des Bistums Aachen habe dem Projekt nur unter der Vorgabe zugestimmt, dass es kostenneutral bleibe. Die Investition müsse sich tragen.

Die Ehrenamtler im Kirchenvorstand hat allerdings die Diskussion um die Stellplätze und die damit verbundene Unterschriftensammlung "nicht erfreut". Martin Dahmen wendet sich mit deutlichen Worten an Rathaus und Stadtrat: Die Verkehrsprobleme der Stadt zu lösen, sei nicht die Aufgabe der Kirchengemeinde, sondern die von Stadt und Rat. Er forderte Mut zu Entscheidungen ein, etwa die Kuhstraße zu einer Einbahnstraße umzuwidmen. Für die Kuhstraße müsse es konkrete Vorschläge und Beschlüsse geben. Auch die Entscheidung von Straßen nrw, die Erschließung des Grundstücks über die Hauptstraße abzulehnen, könne er nicht nachvollziehen. Zu der aufgeregten Stellplatz-Diskussion fügte Dahmen hinzu, dass beim früheren Bauprojekt (Seniorenwohnungen auf dem gelände des ehemaligen Pastorats, errichtet durch die RWS Treuhand aus Viersen) die vorhandenen 20 Stellplätze meistens nicht mal zur Hälfte genutzt werden.

Architektin Bettina Kempen erklärte gestern beim Pressegespräch im Vorster Pfarramt, bereits bei den ersten Planungen sei es um eine Maßstäblichkeit, die sich am Charakter der Ortes und der Straße orientiere. Das verbundene Gebäude-Ensemble, das sich an das vorhandene Pfarrhaus andockt und sich bis zur Straßenseite erstreckt, erinnere an eine klassische Hofanlage, die dichte Bebauung sei in dieser dörflichen Situation üblich. Die neue Bebauung orientiere sich an der Trauf- und Firsthöhe der Nachbargebäude. Das Architekturbüro sei in der gesamten Planung vorsichtig und subtil vorgegangen. Die Stadt habe eine Stellplatzvorgabe von 1,0 je Wohneinheit gemacht. Martin Dahmen machte auch klar, dass ein politischer Beschluss von 1,5 Stellplätzen das Projekt möglicherweise gekippt hätte. Der Status quo mit der Brachfläche an der Kuhstraße sei dann erhalten geblieben. Mit einer finanziellen Ablösung der Stellplätze sei auch niemandem geholfen. Oder die Kirchengemeinde hätte das Grundstück an einen fremden Investor verkauft. Beim hohen Grundwasserstand in Vorst sei auch eine Tiefgaragenlösung, so die Architektin, viel zu teuer. Die GWG rechnet fest damit, dass nicht alle 21 Stellplätze (plus drei für das Pfarrbüro) genutzt werden und überlegt, freie Plätze eventuell auch interessierten Nachbarn zu vermieten.

 Mit den Plänen (v.l.n.r.): die Architekten Bettina Kempen und Martin Kleinheyer, Martin Dahmen sowie Falk Figgemeier und Michael Aach, GWG.

Mit den Plänen (v.l.n.r.): die Architekten Bettina Kempen und Martin Kleinheyer, Martin Dahmen sowie Falk Figgemeier und Michael Aach, GWG.

Foto: W. KAISER

St. Godehard und die GWG, die das Projekt gemeinsam stemmen, investieren an dieser Stelle rund 2,65 Millionen Euro, so Falk Figgemeier, technischer Prokurist bei der GWG. Der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft gehe es darum, bezahlbaren Wohnraum, möglichst barrierefrei, zu schaffen. GWG und Kirchengemeinde betonen, wie wichtig es sei, den Menschen, die dringend Mietwohnungen suchen, etwas anzubieten. In der Kirchengemeinde St. Godehard hätten viele ältere Vorster, die heute eher am Rand wohnen, den dringenden Wunsch geäußert, in kleinere Wohnungen im Ortskern zu ziehen. An der Kuhstraße entstehen 21 neue Wohnungen, 17 davon sind 2-Zimmer-Wohnungen. Insgesamt werden Wohnungen von 46 bis 99 Quadratmeter (3-Zimmer) angeboten. 16 Wohnungen sind barrierefrei, eine Wohnung ist rollstuhltauglich. Da sieben Wohnungen öffentlich gefördert werden sollen, müssen nach dem Baubeschluss erst Förderanträge gestellt werden. Gebaut wird wohl erst in 2019.

Außer der Kirche und dem Pfarrbüro steht der Gemeinde als Zentrum Haus Vorst zur Verfügung. Für die Gemeindeaktivitäten soll es stärker genutzt werden. Für die Jugendgruppen werden allerdings noch Betreuer gesucht.

(RP)
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