Tönisvorst Ehrenamtler: Unermüdlich im Einsatz

Tönisvorst · Zum Neujahrsempfang lud die Flüchtlingshilfe Tönisvorst ein. Die einzelnen Gruppen stellten sich vor. 138 aktive Ehrenamtler hat die Initiative derzeit, daran haben auch die Ereignisse der Kölner Silvesternacht nichts geändert.

 Viele Gäste kamen gestern zum Neujahrsempfang der Flüchtlingshilfe. Die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer erhielten von allen Seiten großes Lob.

Viele Gäste kamen gestern zum Neujahrsempfang der Flüchtlingshilfe. Die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer erhielten von allen Seiten großes Lob.

Foto: achim hüskes

Peter Hohlweger, der für die Betreuung der Ehrenamtler und der Flüchtlinge in der St. Töniser Unterkunft zuständig ist, bringt es auf den Punkt: "Vor mir stehen lauter Lösungen." In der Flüchtlingskrise sei immer von Problemen die Rede, ohne Zweifel bringe das Thema auch große Herausforderungen mit sich, aber: "In Tönisvorst läuft es sehr gut. Einerseits, weil die städtischen Mitarbeiter hervorragende Arbeit leisten, andererseits, weil sich in der Flüchtlingshilfe unglaublich viele tatkräftige Menschen gefunden haben." Etwa 100 von ihnen kamen gestern Morgen bei Action Medeor zusammen, um sich auszutauschen und von ihrer Arbeit zu berichten.

Im April vorigen Jahres trafen sich zum ersten Mal Bürger aus St. Tönis und Vorst, die sich für Menschen aus anderen Ländern bereits einsetzten oder einsetzen wollten. Der Runde Tisch Flüchtlingshilfe Tönisvorst war gegründet. Schnell bildeten sich Untergruppen, in denen jeder sein Talent einbringen kann. "Heute haben wir neun Gruppen, die in verschiedenen Bereichen tätig sind", sagt Organisatorin Silke Weich. 138 Menschen stehen auf der Liste der aktiven Personen. "Es sind mehr, aber nicht jeder ist offiziell verzeichnet", weiß Ina Grießer, die das Forum, eine Art digitales schwarzes Brett der Flüchtlingshilfe, betreut. Die größte Gruppe der Ehrenamtler stellen die Deutschlehrer. "61 Menschen helfen den Flüchtlingen in Schulen und Sprachkursen dabei, die deutsche Sprache zu lernen", sagt Ina Grießer.

16 Aktive bieten freitags eine Flüchtlingssprechstunde im St. Töniser Jugendfreizeitheim an. "Jede Sprechstunde ist ein Überraschungsei", sagt Karin Steffan. Mal ginge es darum, Papiere zu besorgen, mal darum, Arzttermine auszumachen, oft werde Hilfe bei Formularen gebraucht. "Es ist spannend und berührend", fasst Karin Steffan ihre Erfahrungen zusammen.

Dass die Ehrenamtler viele Geschichten und Schicksale mitbekommen und manchmal nachts von dem träumen, was sie tagsüber gehört haben, weiß auch Peter Hohlweger. "Es ist keine leichte Aufgabe, die Ihr freiwillig auf euch nehmt", richtet er das Wort an die versammelten Helfer, "ihr habt meinen herzlichen Dank für euer Engagement." Dem schloss sich Bürgermeister Thomas Goßen an, der ebenso wie einige Lokalpolitiker zum Neujahrsempfang gekommen war: "Wir haben viel miteinander geleistet und wir tun jeden Tag aufs Neue unser Bestes." Es sei wichtig, weiterhin auf die Flüchtlinge zuzugehen und Flagge zu zeigen, "wenn der gute Wille zum Miteinander" gefährdet sei.

Davon allerdings sei in Tönisvorst nichts zu spüren, sagt Silke Weich: "Auch nach den Ereignissen in Köln an Silvester ist die Bereitschaft zu helfen bei uns nicht zurück gegangen." Vielmehr entwickelten sich die Projekte hervorragend. So sei ein Kindergarten in der St. Töniser Unterkunft eingerichtet worden, es gibt zwei Willkommenscafés, eine Gruppe, die sich speziell um Familien kümmert und eine, die Freizeitangebote mache. Außerdem stellt Michael Völlings in St. Tönis jeden Mittwoch seine Fahrradwerkstatt zur Verfügung, um mit Flüchtlingen gespendete Räder auf Vordermann zu bringen. Ton Mascini hat diesen Job in Vorst übernommen. Und immer wieder gibt es neue Ideen: So trifft sich im evangelischen Gemeindezentrum St. Tönis seit Mitte Januar eine Strick- und Häkelgruppe.

(WS03)
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