Tönisvorst Open Stage: Musik schlägt Literatur

Tönisvorst · Einige echte Talente standen bei der Premiere von "Open Stage" im St. Töniser Jugendheim auf der Bühne. Das Publikum war begeistert. Die Organisatorinnen wollen die Veranstaltung wiederholen.

 Die jüngste Teilnehmerin war die 15-jährige Emma Joerges aus Krefeld. Sie hatte einen Text mitgebracht, der auf jeder Slam-Bühne bestehen kann.

Die jüngste Teilnehmerin war die 15-jährige Emma Joerges aus Krefeld. Sie hatte einen Text mitgebracht, der auf jeder Slam-Bühne bestehen kann.

Foto: Kaiser

Knapp 50 Zuhörer hatten sich am Freitagabend im Jugendfreizeitzentrum St. Tönis (JFZ) zur Premiere von "Open Stage" (Offene Bühne) eingefunden. Sie erlebten zwei Stunden lang gute Unterhaltung mit Musik, Literatur, Comedy und Fotografie. Den Eisbrecher gab die 24-jährige Anika Scheil, die die Veranstaltung gemeinsam mit Joanne Thiedecke und Tabea Beckers (beide 23 Jahre alt) ins Leben gerufen hat. Mit ihrem Text "Hey du" stellte sich die Poetry Slammerin aus St. Tönis außerhalb der Wertung vor.

Der erste Teilnehmer, der vom Publikum mit Punkten bedacht wurde, war Marvin Wüstenfeld. Der 20-jährige Tönisvorster, der sich das Klavierspielen vor fünf Jahren selber beigebracht hat, spielte auf dem Keyboard ein Stück des Pianisten Ludovico Einaudi, das durch den Film "Ziemlich beste Freunde" bekannt geworden ist. Auch das zweite Talent auf der Bühne war ein Musiker. Jan Demetry aus Krefeld, der mit seinem Bruder in einer Band spielt und zurzeit an seinem ersten Deutsch-Pop-Album arbeitet, überzeugte mit einer tiefen, kraftvollen Stimme. Das Lied hat der 25-Jährige, der sich am Keyboard begleitete, selber komponiert und getextet.

Schließlich stand Anke Kirking auf der Bühne. Mit 40 Jahren war die Frau aus Geldern die älteste Teilnehmerin. Diese Rolle spielte sie voll aus und erzählte dem größtenteils jugendlichen Publikum mit ironischem Unterton, welche Vorteile es habe, heute jung zu sein. So richtig gut kam dieser "Quatsch mit Sauce", wie Anke Kirking ihr Programm selber nennt, aber nicht an.

Dafür punktete das "Küken" des Abends. Die 15-jährige Emma Joerges aus Krefeld hatte einen Text mitgebracht, der auf jeder Slam-Bühne bestehen kann. "Etwas" heißt er und erzählt auf literarische Art von den Ängsten, die jeder in sich trägt. Der hochkarätige Text und das sympathische Auftreten der Schülerin gefielen dem Publikum. Die zufällig ausgesuchten Jurymitglieder geizten nicht mit Punkten. Auch Patrick Schneider aus Grefrath schnitt gut ab. Der 26-Jährige coverte den Song "Walking on memphis" und klang dabei fast wie das Original. Nach der ersten Runde galt es schließlich, die drei Fotos, die Tabea Beckers im Foyer des JFZ ausgestellt hatte, zu bewerten. Zwei originelle Hundeporträts und ein kunstvolles Bild, das eine Feder in feuchter Erde zeigt, waren zu sehen. An der Qualität der Fotos lag es nicht, dass die Jury nur wenige Punkte vergab. Vielmehr gingen die Bilder im Pausentrubel unter und die Jury hatte wohl mehr als drei Fotos erwartet. Außerdem ist es schwierig, Liveauftritte und statische Fotografien zu vergleichen und mit demselben Punktesystem zu bewerten.

Und so kam es, dass Tabea Beckers und Anke Kirking nicht in die zweite Runde kamen. Aber mit den anderen vier Talenten gab es ein Wiedersehen. "Eigentlich sollte es nur drei Finalisten geben", sagte Anika Scheil, "aber der zweite Platz ist dreifach belegt, alle haben die gleiche Punktzahl." Also standen Marvin Wüstenfeld, Jan Demetry, Emma Joerges und Patrick Schneider noch einmal auf der Bühne und hatten die Chance, mit einem weiteren Lied, beziehungsweise Text, zu überzeugen.

Diesmal siegte das gesungene über das gesprochene Wort und der Gewinner des ersten "Open Stage"-Wettbewerbs im St. Töniser JFZ hieß Jan Demetry.

(WS03)
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