Tönisvorst Winnetous Schwester besucht St. Tönis

Tönisvorst · Die Pariser Schauspielerin Marie Versini kam von einem Besuch in Krefeld im Café Himmlisch in St. Tönis vorbei und schwärmte den Besuchern von den Dreharbeiten zu Winnetou I vor 50 Jahren vor. Damals war sie Nscho-tschi.

 Marie Versini einst und jetzt im Café himmlisch. Die charmante Dame ist zwar in Paris geboren, legt aber Wert darauf, im Herzen eine Korsin geblieben zu sein. Auch ihre Rolle als Nscho-tschi ist unvergessen.

Marie Versini einst und jetzt im Café himmlisch. Die charmante Dame ist zwar in Paris geboren, legt aber Wert darauf, im Herzen eine Korsin geblieben zu sein. Auch ihre Rolle als Nscho-tschi ist unvergessen.

Foto: WOLFGANG KAISER

An der Seite von Pierre Brice feierte Sie als Nscho-tschi ihre größten Film-Erfolge. 1963 drehte die Pariser Schauspielerin Marie Versini den Film nach Karl Mays gleichnamigen Buch. Wie verirrt sich nun Winnetous Schwester Nscho-tschi nach St. Tönis? Hergeführt hat sie der Krefelder Sozialpädagoge Joachim Watzlawik, der am Gymnasium Fabritianum arbeitet und das Konzertprogramm Habima in der jüdischen Synagoge organisiert. Außerdem spielt er Schlagzeug in Krefelds ältester Bluesband "Jackpot". Sie besteht jetzt 30 Jahre, und zum Konzert am vergangenen Samstag im Jazzkeller kam Marie Versini vorbei. Die 74-jährige Dame hatte sich in Paris in ihr Auto gesetzt und war nach Krefeld gefahren. Kennengelernt haben sich beide durch ihren Clara Schumann-Film und das Kulturprogramm der Friedenskirche. Watzlawik organisierte zum 50-jährigen Jubiläum der Dreharbeiten zu Winnetou eine Nostalgiefahrt zu den Original-Drehorten in Kroatien. Daran nahmen auch die Eltern von Tanja Laufmanns, der Betreiberin des Cafés Himmlisch in der Hochstraße, teil. Et voilà - Marie Versini kommt ins Café nach St. Tönis.

Natürlich ist sie sofort wieder Winnetous Schwester. Sie erzählte, dass es an ihrem ersten Drehtag Schwierigkeiten mit den Pferden gab. So wurde eine andere Szene vorgezogen. Gleich beim ersten Dreh musste Nscho-tschi in den Armen von Lex Barker sterben. Filmen sei viel schwieriger als Theater spielen. Für eine Szene, die wiederholt wird, achtmal hintereinander zu weinen, sei ihr sehr schwer gefallen. Mario Adorf, der Nscho-tschi in "Winnetou" als Bandit Santer erschießen muss, hat Marie Versini beim Dreh gar nicht kennengelernt. Erst bei der Premiere hat er sich für seine Tat entschuldigt: Alle seien böse auf ihn, weil er sie im Film erschossen habe. Adorf ist für sie ein wunderbarer Schauspieler. Obwohl er mit einer Französin verheiratet sei und deshalb eine Wohnung in Paris habe, sei er ihr in Paris noch nie begegnet.

Bei den Dreharbeiten damals hat sie noch kein Deutsch gesprochen. Dass sie heute ausgezeichnet Deutsch spricht, habe sie Klausjürgen Wussow zu verdanken. Ihn habe sie bei Dreharbeiten zur Serie "Sergeant Berry" 1973 kennengelernt. Versini spielte dabei eine FBI-Agentin. Wussow habe für sie Casetten mit Gedichten von Goethe und Heinrich Heine besprochen. Damit habe sie Deutsch gelernt.

Überhaupt liebt sie - ganz ohne Schmeichelei - die deutsche Musik und Dichtkunst. Deutsche wie Watzlawik seien ihre besten Freunde und hätten ihr viel geholfen, nachdem ihr große Liebe Pierre Vialett 2013 gestorben sei. Den Filmregisseur hatte sie 1973 geheiratet. 1963 spielte sie die Clara in seinem Film "Hommage an Robert Schumann". Aus Anlass des 200. Geburtstages von Robert Schumann drehte Vialett eine neue Hommage, in der er Szenen aus dem Schwarz-Weiß-Film übernahm. Marie Versini betrachtet aus der Sicht von heute Robert Schumann. Die Verschränkung der beiden filmischen Ebenen spiegelt das Schicksal Clara Schumanns wider, die ihren Mann über 40 Jahre überlebt hat. Im Café himmlisch bekannte Marie Versini, Clara und Robert Schumann seien ein Paar wie sie und Pierre gewesen. So wie Romy Schneider für viele die Sissi blieb, wird Marie Versini immer noch als Winnetous Schwester gesehen. Als Nscho-tschi kam sie auch nach St. Tönis, aber sie hat ganz viele andere Rollen gespielt.

(RP)
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